Wladimir Majakowski

Tragödie Wladimir Majakowski. Wölkchen in Hosen

Poem. Russisch-Deutsch
Cover: Tragödie Wladimir Majakowski. Wölkchen in Hosen
Urs Engeler Editor, Basel 2002
ISBN 9783905591507
Taschenbuch, 140 Seiten, 14,50 EUR

Klappentext

Übertragen von Alexander Nitzberg. In den vier Teilen des Gedichtes "Wölkchen in Hosen" geht es um die Umgestaltung der "alten Welt" in all ihren Bestandteilen. Der Impuls zur Umgestaltung entspringt der im Poem geschilderten katastrophischen Erfahrung, daher die vier Aufschreie: "Fort mit eurer Liebe, fort mit eurer Kunst, fort mit eurer Gesellschaftsordnung, fort mit eurer Religion." Eine triviale Liebesgeschichte mit unglücklichem Ausgang wird vom Dichter zum kompletten Scheitern des Individuums, zu einer totalen Ich-Verbrennung hyperbolisiert ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.02.2003

Es herrsche anscheinend "Überbietungszwang" unter den Übersetzern aus dem Russischen, bemerkt der Rezensent Michael Braun. Und Alexander Nitzberg, der nun den frühen Majakowski übersetzt habe, sei da einer der "streitlustigsten", der die "kanonischen Übersetzungen" schlichtweg des "Frevels" bezichtigt. Wie der Rezensent aus einem bisher unveröffentlichten Essay Nitzbergs entnimmt, richtet sich sein Anspruch auf "kongeniale Mimesis" mit dem Majakowskischen Vers. Wie auch immer, Majakowskis Bild, das vor allem vom österreichischen Essayisten Hugo Huppert bestimmt wurde und den Lebensweg des Dichters "als glücklichen Reifungsprozess vom verworrenen futuristischen Feuerkopf zum klassischen Revolutionär idyllisierte", könne eine Neuübersetzung gut gebrauchen. Und der Rezensent findet es geradezu "erstaunlich", wie sehr Majakowskis Dichtung eines "liebesnärrischen und rauschbereiten Ichs" auch nach hundert Jahren, ihre "poetische Frische bewahrt hat". Dies sei eindeutig Nitzbergs Übersetzung zu verdanken, die den "Sprachartisten" Majakowski vor der "ideologischen Vereinnahmung" rette, dessen Reimtechnik "präzis" analysiere und dafür "sehr dynamische und bildkräftige Entsprechungen" finde. So dass der "Schreihals-Zarathustra" Majakowski, im "Gestus des Bildersturms", mit allen traditionellen Normen so richtig "aufräume" und am Ende sogar Gott angreife. Doch, bemerkt der Rezensent nicht ohne Schadenfreude angesichts der Nitzbergschen Pose, gerate die Übersetzung dieses "ketzerischen Evangeliums" zuweilen zu einem "verschwitzten" Manierismus.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.11.2002

Die Ansprüche Alexander Nitzbergs, des Neu-Übersetzers dieser beiden frühen, futuristischen Werke Wladimir Majakowskis, waren gewaltig: Seine Vorgänger wollte er übertrumpfen, genauer, deutlicher sollte die sprachexperimentelle Kunst des Dichters in seiner Übertragung hervortreten. Im Grunde - Felix Phillip Ingold formuliert es in seiner Rezension nicht ganz so hart - ist er dabei wohl gescheitert. Zwar komme Nitzberg in puncto "Assonanzen und Reimen" dem Original nahe, andere Aspekte aber bleiben, so der Rezensent, unzureichend übersetzt: Die virtuose "Rhythmik und Strophik" nachzubilden sei kaum gelungen. Gerade die Nähe zur Alltagssprache, die bei aller Lust an der kühnen Metapher, am Experiment, die Sprache Majakowskis ausmache, verfehlt Nitzberg: Das liest sich, klagt Ingold, "durchweg sehr artifiziell", wenn nicht "verquält".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.11.2002

In der in freien, wenn auch immer wieder gereimten, Versen geschriebenen Tragödie "Wladimir Majakowski" laufe die Technik der modernen Welt Amok, das Dichter-Ich werde, so die Rezensentin Kerstin Holm, zum "Sammelbecken" des so entstehenden Chaos. Im Poem "Wölkchen in Hosen" geht es um die Schöpfung eines "neuen Evangeliums", abgehandelt werden Liebe, Lyrik, Leiden und - immerhin schon 1915 - die Revolution. Die Übersetzung der Texte ist, wie die Rezensentin feststellt, alles andere als eine einfache Sache, da die vielen "Stamm-, Binnen-, Stabreime" des russischen Originals nicht ohne weiteres nachzuahmen sind. Alexander Nitzberg habe sich mehr als seine Vorgänger bemüht, die expressive Sprachkraft ins Deutsche zu retten; gelungen ist es, meint Holm, im Rahmen des Möglichen.
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