Andreas Stichmann

Eine Liebe in Pjöngjang

Cover: Eine Liebe in Pjöngjang
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783498002930
Gebunden, 160 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Starke Empfindungen sind Claudia Aebischer eigentlich fremd. An der Spitze einer Delegation junger Kulturschaffender reist die Fünfzigjährige ein letztes Mal nach Pjöngjang: zur feierlichen Eröffnung der dortigen Deutschen Bibliothek. Doch schon kurz hinter der chinesischen Grenze sieht sie sich mit einer Erscheinung konfrontiert, die eine alte Sehnsucht in ihr weckt. Eine Begegnung, die alles neu und anders macht - gibt es das? Das Phänomen hat, wie Claudia erfährt, einen Namen. Sunmi ist Germanistin, Dolmetscherin und Agentin der DVRK.Von seiner Reise nach Nordkorea 2017 brachte Andreas Stichmann keine literarische Reportage und kein erzählendes Sachbuch heim, sondern die Idee zu einem Roman. "Eine Liebe in Pjöngjang" ist mehr als das, es ist ein Abenteuer. Die unwahrscheinliche Geschichte einer Liebe - zwischen zwei Frauen, zwei Lebensaltern und Systemen - und ein Bekenntnis zur Literatur des 19. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.07.2022

Rezensentin Meike Feßmann folgt Andreas Stichmann bereitwillig nach Pjöngjang, wo der Autor vor dem Hintergrund einer Bibliothekseröffnung die Liebesgeschichte zweier Akademikerinnen inszeniert, laut Feßmann in erlebter Rede, mit Witz und Konzentration. Stichmanns Fähigkeit, atmosphärisch zu erzählen, indem er Beschreibungen und Erläuterungen weglässt, scheint Feßmann erstaunlich. Ebenso rühmenswert findet sie seine "stilistische Strenge" bei gleichzeitiger "Spielfreude".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.03.2022

Rezensent Thomas E. Schmidt liest Andreas Stichmanns "Eine Liebe in Pjöngjang" in einem Rutsch durch. Der mittlerweile mit literarischen Auszeichnungen überschüttete Autor lässt darin eine allwissende Erzählinstanz die kulturpolitisch verkomplizierte entstehende Liebesbeziehung zwischen der mit der deutschen Delegation nach Nordkorea einreisenden Claudia Aebischer und der nordkoreanischen Dolmetscherin Sunmin beschreiben, erklärt Schmidt. Die romantische Erzählung ist geprägt von verdichteten Leitmotiven und literarischen Anspielungen, beispielsweise auf Goethe und Thomas Mann, was die Novelle dem Rezensenten zufolge in ihrer Lesbarkeit steigert. Tieck kommt dem Rezensenten in den Sinn. Es ist ein Text mit Zugkraft, einem originellen Anfang, einem richtigen Schluss und interessanten Figuren, findet Schmidt. Besseres könne man zu einem neuerschienenen Buch kaum sagen, resümiert er.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.03.2022

Der Titel mag platt klingen, aber immerhin Pjöngjang erzeugt das Interesse von Rezensent Ekkehard Knörer. Zum Glück, denn den Roman liest der Kritiker mit Interesse: Stichmann erzählt hier, wie die ostdeutsche 50jährige Claudia Aebischer, die mit einer Gruppe junger Menschen nach Nordkorea kommt, um eine deutsche Bibliothek zu eröffnen, Interesse an der (zwangs-)verheirateten nordkoreanischen Sunmi entwickelt. Die Erzählinstanz erlaubt es dem Rezensenten, tief in die Gedanken und Gefühle der beiden zu blicken, auch wenn der Autor unter anderem damit Nähe und Ferne, aber auch Fremde und Vertrautheit durcheinanderbringt. Der intime Raum, der sich den Protagonistinnen öffnet und der dem Buch zu seiner Spannung verhilft ist Knörer zufolge ein sprachlicher, geprägt von der "Lyrisierung der Normalsprache". Stichmann ist ein ein wunderbar mit den Perspektiven spielender Roman gelungen, dessen Ende mit Blick auf die schönen Beobachtungen eher Nebensache ist, schließt der Rezensent.