Andrew Crumey

Rousseau und die geilen Pelztierchen

Roman
Cover: Rousseau und die geilen Pelztierchen
DuMont Verlag, Kölmn 2003
ISBN 9783832178024
Gebunden, 351 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Peter Torberg. Gleich drei Geschichten verbindet Andrew Crumeys verschachtelte Collage aus Geschichte, Philosophie und Farce. Dem Ratschlag seiner den Büchern abgeneigten Haushälterin folgend, wendet sich der 86-jährige Mr. Mee, schrulliger Privatgelehrter, dem alles Geschlechtliche und Technische fremd ist, dem Internet zu. Er ist auf der Suche nach Rosiers Enzyklopädie, einem verschollenen Buch, das die Philosophie eines alternativen Universums vorschlägt. Verblüfft stößt Mr. Mee auf eine Bildschirmnackte, die das gesuchte Buch liest. Die Haushälterin verlässt ihn, dafür gewinnt der Wissensfreund die junge Biologin Catriona zu Hilfe, die viel von Computern, Pasta und stimulierender Massage versteht. Gerissener ist der in seine Studentin Luisa verliebte Literaturdozent Petrie. Der Spezialist für Rousseau und Proust und spürt zwei historischen Figuren namens Ferrand und Minard nach. Die dritte Geschichte führt ins Frankreich des 18. Jahrhunderts, wo die zwei Kopisten in den Besitz von Rosiers Enzyklopädie gelangen und mit ebenso viel Eifer wie Einfalt einen seltsamen Mord aufzuklären versuchen, der sie in die Umgebung Rousseaus bringt, wo sie für Spitzel gehalten werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.08.2003

So schlecht wie sein deutscher Titel ist dieser Roman keinesfalls, versichert Rezensent Jan Wagner, weder handele es sich hier um "bildungsveredelten Pulp" noch um eine "erheiternd-lüsterne Sexklamotte". Im Gegenteil: Andrew Crumey hat mit "Mr. Mee", wie der Roman im englischen Original heißt, einen "grandios fabulierten Philologenkrimi" vorgelegt, schwärmt Wagner, der Crumey allein eine gewisse Schwäche in der charakterlichen Scharfzeichnung ankreiden würde. Auf drei verschiedenen Erzählebenen geht es hier um Rousseau, die sagenumwobene Rosier-Enzyklopädie, um aristotelische Syllogismen, um Relativitäts- und Chaostheorie, und am Ende kommt der Leser mit Crumey zu der Einsicht, dass Informationen nicht gleichbedeutend mit Wahrheit sind, so dass sich Wagner nicht entscheiden kann, ob er nun Zeuge einer ganz "exquisiten Nichtigkeit" oder eines "tiefgründigen Vexierspiels" geworden ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.08.2003

"Höchst vergnüglich" findet die Rezensentin Eva-Elisabeth Fischer diesen Roman von Andrew Crumey. Die Geschichte um den "lebensfremden Zausel Mr. Mee" und dessen "späte sexuelle Erweckung" entpuppt sich zu einer "Persiflage und Parodie des Wissenschaftsbetriebes", schreibt sie. Zwar "mäandert" die dreigeteilte Handlung des Buches "wild umher", das letztendlich heraufbeschworene "literaturtheoretische Kabarett" enthalte aber solch "nachhaltigen Witz", dass dies irgendwann keine Rolle mehr spielt, stellt die Rezensentin fest.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.07.2003

Alexander Kosenina ist von diesem Roman alles andere als begeistert. Das Buch hat drei Handlungsstränge, die der schottische Autor allerdings mehr zusammengezwungen als kunstvoll ineinander verwoben hat, beschwert sich der Rezensent. Die Suche nach einer historischen Enzyklopädie der ersten Haupthandlung beispielsweise, deren Entdeckung wie "Zufall" aussehen soll, findet Kosenina "höchst konstruiert" und zudem nicht sehr glaubhaft. Außerdem sind die Erlebnisse der Hauptfigur Mr. Mee, der sich als über 80-Jähriger ins Internet wagt, insgesamt eher albern und "abwegig", so der Rezensent ungnädig. Was ihn aber am meisten stört, ist die direkte und wenig "dezente" Schilderung erotischer Verwicklungen. Hier, schimpft Kosenina, erliegen "amouröse Reize" der "Plattheit der Konkretion" und der Autor spart nicht an "pornographischen Plattheiten". Überhaupt werden die berechenbaren Handlungsstränge massiv von "schwülen Männerphantasien überlagert, wobei aus jeder Frau eine "Prostituierte" würde, so der Rezensent erbost, für den die Geschichte "alles andere als rund" ist.
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