Perry Link (Hg.), Andrew J. Nathan

Die Tiananmen-Akte

Die Geheimdokumente der chinesischen Führung zum Massaker am Platz des Himmlischen Friedens
Cover: Die Tiananmen-Akte
Propyläen Verlag, München - Berlin 2001
ISBN 9783549071342
Gebunden, 765 Seiten, 35,74 EUR

Klappentext

Mit der Niederschlagung der Studentenrevolte am Platz des Himmlischen Friedens im Herzen von Peking am 4. Juni 1989 verabschiedete sich die aufstrebende Weltmacht Chinas aus dem Demokratie- und Freiheitsprozess, die die kommunistische Welt aus den Angeln hob. Dieses Schlüsselereignis der jüngeren chinesischen Geschichte wird in der Tiananmen-Akte erstmals anhand von streng geheimen Dokumenten rekonstruiert. Im Mittelpunkt steht die Verantwortung der greisen Führung, die noch heute die verknöcherten politischen Strukturen Chinas aufrechterhält und die Demokratiebewegung unterdrückt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.05.2001

Rezensent "ck" sagt, was wir vor uns haben: "Berge von Geheimdokumenten" nämlich, die ein hochrangiger Funktionär aus China rausgeschmuggelt hat, das Ganze auf wuchtige 770 Seiten gebracht und kommentiert. Auch, was wir daraus lernen können, sagt "ck": Dass die demokratische Bewegung in China nicht wie vermutet nur die Studenten, sondern das ganze Volk erfasst hatte. Und "dass jene für die Niederschlagung votierten, die noch heute an den Schlüsselstellen der Macht sitzen." Aber noch etwas teilt der Rezensent uns mit. Von den Zweifeln der Herausgeber an der Authentizität der Papiere spricht er und von deren Motivation als der Angst, "im Zweifel schuldig an der passiven Unterdrückung von Wahrheit zu sein."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.03.2001

Die minuziöse Nachzeichnung der Geschehnisse auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking macht dieses Buch trotz seiner 765 Seiten für Werner Adam zu einer äußerst spannenden Lektüre. Er gesteht, dass ihn die Spannung sogar dermaßen gepackt hat, dass er darüber ganz die Frage vergaß, ob und wie viel von dieser "Tiananmen-Akte" tatsächlich geheim und tatsächlich wahr ist. Eine Frage, die sich beim Verfassen der Rezension wieder einstellte. Adam kennt die Antwort nicht. Denn von wem diese Geheimpapiere stammen, die, wenn sie stimmen, aus der Hand eines der mit den inneren Machtzirkeln der chinesischen Führung Vertrauten stammen müssen, wird geheim gehalten - ebenso die Namen der Übersetzer. Stattdessen, informiert uns Adam, hätten zwei seriöse amerikanische Wissenschaftler ihren Namen für diese Polit-Kompilation hergegeben. Sie bescheinigten der Sammlung Glaubwürdigkeit: laut Adam noch lange kein Beweis von Authentizität. Für ihn bleibt die - spannende - Frage, wer da "enthüllend" auf wen Einfluss nehmen wollte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.02.2001

Eindeutig will Karl Grobe die Dokumentensammlung über die Vorgeschichte, den Ablauf und die Verantwortlichen des Tian`anmen-Massakers im Sommer 1989 nicht bewerten. Zunächst einmal sei sie natürlich hochinteressant, denn bisher ist darüber außerhalb der chinesischen Parteiführung nur wenig bekannt geworden. Aber ist das Material auch echt, fragt der Rezensent. Es scheint zwar beruhigend, dass einer der maßgeblichen Studentenführer, Wang Dan, daran keinen Zweifel habe. Aber einer europäischen oder amerikanischen Quellenkritik halte das Buch nicht stand, so der Rezensent. Ein hoher Funktionär habe geheimes Material, das längst hätte vernichtet werden sollen, an die drei Herausgeber - hochangesehene China-Wissenschaftler - weitergeleitet, berichtet Grobe. Die internen Berichte der Geheimdienste und Parteigremien wirkten zumindest plausibel, authentisch und entsprächen den Vorgängen im Jahr 1989, meint Grobe. Er vermutet, dass eine Gruppe von Reformern, die die Öffnung Chinas gegenüber der westlichen Welt vorantreiben will, für die Freigabe dieser hochbrisanten Unterlagen verantwortlich ist. Eins steht danach fest: eine äußerst ungünstige Rolle scheint aus persönlichen machtpolitischen Interessen Staatschef Li Peng einzunehmen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.01.2001

Außer Atem liest Matthias Nass die "geheimen Akten", die die für die Studenten auf dem Platz des himmlischen Friedens tödlichen Entscheidungen des chinesischen Politbüros dokumentieren. "Politisches Dynamit" für ein Land, "das offenen Streit nicht duldet". Und weil es so spannend ist, vertraut er gerne den renommierten Namen der amerikanischen Herausgeber. Eine Fälschung schließt Nass nahezu aus, obwohl die Forscher keinen Zugang zu den Originaldokumenten hatten, sondern nur "Computerausdrucke von Abschriften" gesehen haben, wie er schreibt. Können wir nur hoffen, dass amerikanische Forscher weniger vertrauensvoll sind als renommierte deutsche Wochenmagazine.