Anke Stelling

Grundlagenforschung

Erzählungen
Cover: Grundlagenforschung
Verbrecher Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783957324474
Gebunden, 192 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Schnell gehen sie vorbei, die Sekunden der Erkenntnis. Sie müssen festgehalten werden! Oder erst erzeugt anhand von Figuren, Beziehungen, außerordentlichen Begebenheiten. Das Leben ist undurchsichtig und erzählenswert. Und es gilt, in diesem Leben vorzukommen, zwischen all den Wünschen und Enttäuschungen, den gesellschaftlichen Normen und alltäglichen Herausforderungen. Wer bin ich denn hier überhaupt? Wer könnte ich sein? Die nervöse Zwanzigjährige, die hofft, dass ihr Freund anruft. Die hoffnungsvolle Dreißigjährige, die glaubt, dass bei ihr alles anders wird. Anders zumindest als bei der ätzenden Ex, die doch hätte wissen müssen, dass Kinderkriegen auch keinen Ausweg darstellt. Oder bin ich vielleicht sogar die? Es ist gut, ein paar Erzählungen als Wegweiser zu haben. Für jetzt - und für später. Sag nicht, du hättest's nicht gewusst! Hier steht's doch, schwarz auf weiß, und Spaß macht es auch noch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.2020

Paarbeziehung, Kinder, Hybrid-SUV, Selbstverwirklichung - die Generation Prenzlauer Berg quält sich selbst mit Rollenerwartungen, und das "schallende Lachen über diesen Ruinen des Wohlstands hört auf den Namen Anke Stelling", so Rezensent Oliver Jungen. Laut Kritiker können die fast ausschließlich biodeutschen Selbstoptimierer in Stellings Erzählungen von 2001 mit ihren vorgefassten Plänen keine Nähe zueinander finden und rennen sehenden Auges ins Unglück, schließlich sind vor allem die Frauen sich bewusst, dass sie das Gegenteil von Emanzipation suchen, aber sie wissen dennoch nicht, wie sie aus den vorgezeichneten Bahnen ausbrechen können. Der Kritiker hätte sich gewünscht, dass wenigstens über den Stil ein wenig Ambivalenz in diese Hölle eingezogen wäre, aber dahin findet die Autorin ihm zufolge erst in späteren Texten.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.11.2020

Für den Rezensenten Carsten Otte ist Anke Stelling mit diesen Erzählungen zwar ihrem Minimalismus treu geblieben, verschenkt aber auch die Chance, ihren Wohlstandsfiguren, deren Lebenslügen und deren innerer Leere näherzukommen bzw. eskalieren zu lassen. Eindimensional in Anlage und Aussage erscheinen ihm die Texte um "wohlsituierte Oberflächlichkeiten" und enttäuschte Sehnsüchte. Die Tür zu einem "poetischen Raum" jenseits des beschriebenen Banalen öffnen die Texte laut Otte leider nicht. Stellings Themen wie auch ihr Lesebühnen-Stil verbleiben in der "Wohlfühlzone", stellt er bedauernd fest.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.11.2020

Rezensent Cornelius Wüllenkemper kennt Anke Stellings Figuren gut, es sind die bürgerlichen Kreativen des Prenzlauer Bergs, die auf einmal merken, dass sie gar kein tolles Leben führen, sondern ein biederes. Auch in diesen Geschichte bricht die Desillusionierung über sie hienin, berichtet Wüllenkemper: Sie wechseln den Job und den Sexualpartner, pflegen ihre Eltern oder bekommen ein Kind -"aus Geltungssucht und Langeweile", wie der Kritiker etwas skeptisch zitiert. Die Gnadenlosigkeit von Stellings Blick lässt Wüllenkemper sich gefallen, doch das Hämische daran missfällt ihm. Stärker findet er die Passagen, in denen die Autorin dem "Verhältnis von Text und Welt" auf den Grund geht, wie etwa in der Erzählung "Ranunkeln".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2020

Rezesentin Catrin Lorch rät, die 14 Erzählungen in Anke Stellings neuem Buch in einem Rutsch durchzulesen. Dann erst entfalten die "kammerspielkühlen" Texte ihre ganze Wucht, bestehend in der "totalen Auflösung", versichert die Kritikerin. Denn darum scheint es Stelling in ihren zügig erzählten Stücken über  bundesrepublikanische Durchschnittsbürger zu gehen, vermutet die Kritikerin, die hier von "angenehmen Szene-Menschen", ausgelaugten Müttern und müden Paaren und ihren Alltagssorgen liest.
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