Anna Katharina Fröhlich

Rückkehr nach Samthar

Roman
Cover: Rückkehr nach Samthar
C.H. Beck Verlag, München 2018
ISBN 9783406727641
Gebunden, 270 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Mit acht Abbildungen. An einem Märztag erscheint eine Besucherin aus Europa in einer imposanten, verfallenden Festung im Herzen Indiens, in der sie als Kind schon einmal gewesen ist. Von hier wurde einst das ehemalige Königreich von Samthar regiert. Das kleine Reich gibt es nicht mehr, doch immer noch einen Maharaja, der über das Fort und die Leute dieses extremen Landstrichs gebietet. Die Ich-Erzählerin gerät im Verlauf ihres Aufenthalts in ein immer dichteres Netz von ehemaligen Höflingen, Priestern, Wanderasketen, Verwandten und Dienern des Königs, bis hin zu einer geheimnisvollen Gestalt, die sich jede Nacht vor ihr Bettende legt und im Morgengrauen verschwunden ist. Eines Tages kommt ein Ehepaar zu Besuch, die Nichte des Maharajas, Ganga, und ihr Mann. Es ist ein Besuch aus einem ganz anderen Indien, dem der Technologie und Hochfinanz. Von Anbeginn entspinnt sich ein besonderes Verhältnis zwischen der Erzählerin und der schönen Ganga. Gemeinsam gehen die beiden Frauen in der Festung auf Spurensuche und kommen dem Geheimnis dieses entlegenen Ortes näher.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.01.2019

Rezensentin Ingeborg Harms liest Anna Katharina Fröhlichs vierten Roman als "Persiflage des Ästhetizismus". Wenn ihr die Autorin in ihrem einmal mehr biografisch geprägten Werk von der indischen Oberklasse in Samthar, dem einstigen Königreich in der indischen Provinz erzählt, dabei augenzwinkernd den Feudalismus verteidigt und in Proust'scher Manier verschiedenste Sinneseindrücke verdichtet, scheint die Kritikerin zwar ein wenig schnaufen zu müssen. Immer wenn die "Metapher krepiert", wird es allerdings "originell", meint sie. Und wie Fröhlich Plotin, Fabergé und Internet, indische Märchen und westlichen Lifestyle gegeneinander schneidet, findet Harms ebenfalls reizvoll.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.11.2018

Paul Jandl kann das sprachliche Theater von Anna Katharina Fröhlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Zentrum dieses Textes die Leere gähnt. Zwar gähnt sie mit abgespreiztem Finger, wie Jandl den manierierten Stil der Autorin umschreibt, doch das ändert für den Rezensenten nichts daran, dass er sich mit diesem Selbstporträt der Autorin als junges Mädchen und noch einmal als reife Frau vor indischer Szenerie gehörig langweilt. Wohlfeile Indienkenntnisse und Exotismen lassen ihn kalt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.09.2018

Rezensent Martin Kämpchen erkennt in Anna Katharina Fröhlichs neuem Roman einen "kaum fiktionalisierten", wenn auch in "getragen-geschmeidige Sprache" gepackten Reisebericht. Sie widme sich hier dem übersättigten Leben des entmachteten Adels in der indischen Region Samthar, der sich noch im Glanz seiner vergangenen Macht sonne, so Kämpchen. Dieses sinnentleerte Dasein kontrastiere sie mit Auszügen aus altindischen Schriften. Fröhlich hat dem Rezensenten damit gezeigt, wie sehr Teile der indischen Bevölkerung an der Realität ihres Landes vorbeileben. Allerdings scheint er angesichts vieler klassischer Orientstereotype wie dem Schlangenbeschwörer nicht sicher, ob jemand, der nicht zumindest sehr lange in Indien gelebt hat, einen Ausschnitt dieser komplexen Kultur überhaupt komplett erfassen kann.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.08.2018

Judith von Sternburg erkennt in Anna Katharina Fröhlichs Roman die Erschaffung der Welt durch Literatur. Parallelen zwischen der Geschichte und der Biografie der Autorin stehen für Sternburg nicht im Vordergrund, eher die Kunstfertigkeit, mit der hier Schicksalshaftes ins Heitere abgebogen wird. Ob das Indien und das "Exilmärchenschloss" im Text je existiert hat, scheint der Rezensentin nicht die Frage. Fröhlichs "Damals-heute-Geschichte" erinnert an E. M. Forster, ist amüsant, wertkonservativ, aber nicht peinlich, lakonisch, witzig und mit einem individuellen Ton gesegnet, verspricht Sternburg.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.07.2018

Kristina Maidt-Zinke schätzt den unverwechselbaren Ton Anna Katharina Fröhlichs. Wenn sich die Autorin nach Indien, genauer ins ehemalige Königreich Samthar begibt, um auf den Spuren einer Kindheitsreise zu ihrem Stiefvater zu wandeln, weiß die Rezensentin zwar, dass es sich mitnichten um einen Roman, eher um einen anekdotenreichen, essayistischen Reisebericht handelt, charmant scheint ihr die Erzählung dennoch, märchenhaft-bizarr die Personen und Orte, die Fröhlich beobachtet und fantasie- und respektvoll beschreibt. Das mag laut Maidt-Zinke mitunter antimodern wirken, Fröhlichs unbeschwertes Spiel mit Fakten und Fiktion findet sie allerdings entzückend.
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