Christine Wunnicke

Die Dame mit der bemalten Hand

Roman
Cover: Die Dame mit der bemalten Hand
Berenberg Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783946334767
Gebunden, 168 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Bombay, 1764. Indien stand nicht auf dem Reiseplan und Elephanta, diese struppige Insel voller Schlangen und Ziegen und Höhlen mit den seltsamen Figuren an den Wänden, schon gar nicht. Doch als Forschungsreisenden in Sachen "biblischer Klarheit" zieht es einen eben an die merkwürdigsten Orte. Carsten Niebuhr aus dem Bremischen ist hier gestrandet, obwohl er doch in Arabien sein sollte. Ebenso Meister Musa, persischer Astrolabienbauer aus Jaipur, obwohl er doch in Mekka sein wollte. Man spricht leidlich Arabisch miteinander, genug, um die paar Tage bis zu ihrer Rettung gemeinsam herumzubringen. Um sich öst-westlich misszuverstehen und freundlich über Sternbilder zu streiten (denn wo der eine eine Frau erkennt, sieht der andere lediglich deren bemalte Hand). Es könnte übrigens alles auch ein Fiebertraum gewesen sein. Doch das steht in den Sternen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2020

Rezensentin Judith von Sternburg ist begeistert, dass es Christine Wunnicke gelingt, sich einen nicht-europäischen Blick auf Europäer vorzustellen. Das Zusammentreffen des deutschen Mathematikers Niebuhr und des indischen Astrolabienbauers Musa auf einer Insel bei Mumbay im 18. Jahrhundert, das sie entwirft, ist der Kritikerin zufolge eine "hervorragende Darstellung des Fremden in deutscher Sprache", aber auch eine brillante Übung im Hinterfragen von gewohnten Deutungsmustern.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.10.2020

Rezensent Ekkehard Knörer scheint bezaubert von der "ungeheuren Leichtigkeit", die Christine Wunnickes Buch anhafte. Nur auf den ersten Blick ein Historienroman, so Knörer, erzählt es von einem kleinen Abschnitt der Arabien-Reise von Carsten Niebuhr, der in seinem berühmten Reisebericht von 1772 nicht vorkommt: seinem Aufenthalt auf der Insel Gharapuri, dem Wunnicke die fiktive Begegnung mit einem persischen Astrolabienbauer hinzufügt. Mit einem Astrolabium vergleicht Knörer dann auch Wunickes Buch - ihm nach ein ebenso graziles "Präzisionsinstrument", das sich an die "Wirklichkeit anschmiege", ihr aber etwas Eigenes hinzufüge. Inspiriert von historischen Fakten bewege die Autorin sich "fast federnd" und mit "zarten Flügeln" durch ihre Welt, staunt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 02.10.2020

Rezensent Richard Kämmerlings fühlt sich durch Christine Wunnickes Roman über den forschungsreisenden Kartografen Carsten Niebuhr daran erinnert, dass die Wahrheit immer auch ganz anders erzählt werden kann. Wenn Niebuhr in Indien auf den persischen  Astronomen Musa al-Lahuri trifft und mit ihm Sprache und Heimatgeschichten austauscht, muss Kämmerlings lachen angesichts dieser Übersetzungsverwirrung, die die Autorin genüsslich zelebriert. Im Ton an Daniel Kehlmanns "Vermessung der Welt" erinnernd, ist dieser historische Roman für Kämmerlings ein intellektuelles Vergnügen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.09.2020

Rezensent Hubert Winkels preist Christine Wunnicke und ihren neuen Roman. Poetische Wissenschaftsgeschichte, das kann die Autorin, versichert Winkels. Als Beweis dient ihm die Geschichte des weltreisenden Mathematikers Carsten Niebuhr, der in den Tropen auf einen persischen Astronomen trifft. Wie die beiden sich zu verständigen versuchen, über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg, das ist für Winkels bester Slapstick a la Marx Brothers. Und nebenbei erzählt die Autorin laut Rezensent kunstvoll und leicht von der "Sinnlosigkeit aller Verstehensübungen". Eine grandiose Verhöhnung des Logos und des Monotheismus, so Winkels.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.09.2020

Rezensent Andreas Platthaus hält Christine Wunnickes Roman für einen Festschmaus aus 1001 Nacht, einen Fiebertraum aus Persien. Wie die Autorin die Forschungsreise des Kartografen Carsten Niebuhr nach Arabien in Szene setzt, raffiniert die Fakten "vernebelnd", so dass Niebuhr sogar bis nach Indien gelangt, wo er auf den Astronomen Musa al-Lahuri trifft und sich mit ihm laut Rezensent in witzigen sprachlichen Missverständnissen verstrickt, das findet Platthaus stark. Ein Roman, so schwärmt er, der alles verknüpft: Götter und Menschen, Himmel und Erde, Orient und Okzident.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.09.2020

Rezensentin Wiebke Porombka hat sich mit diesem Roman über einen gestrandeten persischen Astrolabien-Baumeister und einen deutschen Mathematiker, die sich zufällig im Jahr 1764 auf derselben Insel vor der indischen Küste kennenlernen, köstlich amüsiert: Obgleich die Männer sich kontinuierlich missverstehen, entwickeln sie eine skurrile Freundschaft und kommen dabei jeder für sich zu dem Schluss, dass ihre Art, sich nur mit ihren jeweiligen vom Glauben diktierten Erklärungsmustern über die Welt zu verständigen, eigentlich lächerlich ist, erzählt die Kritikerin. Dass die zwei am Ende von einer Vorhut der britischen Kolonisierung entdeckt werden, rückt die Erkenntnisse der neuen Freunde in ein tragisches Licht, sinniert Porombka.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.08.2020

Rezensentin Marie Schmidt schätzt Christine Wunnickes Romane über "pittoreske Begegnungen historischer Figuren". Wenn Wunnicke diesmal den deutschen Forschungsreisenden Carsten Niebuhr und den persischen Astronom Musa al-Lahuri bei Mumbai aufeinandertreffen lässt, freut sich Schmidt über die im Vergleich zu einem Kehlmann auf das Wesentliche reduzierte Geschichte. Diese liest Schmidt betont langsam, um nur ja kein Detail zu übersehen. Dass die Autorin ihre Helden als "etwas desorientiert" darstellt, "lost in translation" sozusagen angesichts ihrer Entdeckungen in der fremden Welt, findet Schmidt sympathisch.
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