Anne Carson

Rot

Zwei Romane in Versen
Cover: Rot
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783103972795
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem amerikanischen Englisch von Anja Utler. Der rote Junge Geryon ist unsterblich in Herkules verliebt, der dem Jüngling nicht zu widerstehen vermag. Auf dem Höhepunkt ihrer erotischen Beziehung lässt Herkules Geryon fallen und stürzt diesen in tiefstes Leid. Doch da reist Geryon auf magische Weise aus der Antike in die Gegenwart - und findet Trost in der Fotografie. Die Lyrikerin Anne Carson setzt Homer in einen Teilchenbeschleuniger, um in der Zersplitterung alter Bedeutungen ein Spiegelbild unserer Gegenwart zu zeichnen. "Rot" vereint zwei Werke in einem Band: "Autobiography of Red" und "Red Doc".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 05.08.2019

Prächtig findet Marie-Luise Knott Anne Carsons Romane in Versen. Wie die Autorin das Leben und die Abenteuer des Geryon aus dem Herakles-Mythos schildert und dann über Jahrtausende hinweg in die Gegenwart transferiert und zum Roadmovie weitet, scheint ihr aufzugehen. Carsons Herakles von heute wandelt sich vor den Augen der Rezensentin sogar glaubhaft zum Rumtreiber. So fremdartig der Text auf Knott insgesamt wirkt, so anrührend scheint er ihr auch immer wieder. Und so hoch die Anforderungen an den Leser besonders im zweiten Teil ist, Carsons Assoziationen zu folgen und die Lücken im Text zu schließen, so vergnüglich ist es letztlich, sich auf das Sprachereignis dieses Buches einzulassen, versichert die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.07.2019

Rezensent Thomas David kann nur staunen, wie Anne Carson in zwei Versromanen, die jetzt in deutscher Fassung in einem Band zusammengefasst sind, den antiken Mythos von Geryon in eine moderne Geschichte des Erwachsenwerdens überführt. Was laut David leicht auch albern wirken könnte, textet die Lyrikerin und Altphilologin um in einen Coming-of-Age-Versroman. Verwandlung ist alles, versteht David, der das Morphing bis in die rhetorischen Figuren des Textes nachvollziehen kann. Schwindlig wird ihm dabei, aber er fühlt sich auch gekonnt in ein Gespräch verwickelt, das über zweieinhalbtausend Jahre zurückreicht.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.07.2019

Nach der griechischen Mythologie tötete Herakles einst das rote Monster Geryon. Der Dichter Stesichoros wandelte diese Geschichte um 600 vor Christus in Fragmenten ab: In seiner Version tötet Geryon den Herakles. Diese Version hat jetzt die kanadische Altphilologin und Dichterin Anne Carson für zwei Romane in Versform aufgenommen, erklärt Rezensentin Verena Auffermann. Die Handlung spielt in der Jetztzeit, Geryon ist ein kleiner Junge, der von seinem Bruder sexuell missbraucht wird, als Erwachsener Fotograf wird und Herakles kennenlernt. Aber die Handlung ist hier wohl nicht so wichtig als vielmehr die "assoziative Eleganz", mit der Carson über Gewalt, Liebe und Sprache schreibt. Eine enorm anstrengende Lektüre, gibt die Rezensentin zu, aber jede Mühe wert.