Adolf Endler

Die Gedichte

Cover: Die Gedichte
Wallstein Verlag, Göttingen 2019
ISBN 9783835319493
Gebunden, 896 Seiten, 39,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Robert Gillet und Astrid Köhler. Mit sieben Abbildungen. Adolf Endler war zweifellos einer der bedeutendsten Autoren der beiden Deutschland, ein singulärer in seiner Art. Sein erstes Gedicht veröffentlichte er als Siebzehnjähriger, zwei Jahre nach Kriegsende, noch im Rheinland, wo er als Sohn einer belgischen Mutter und eines böhmischen Vaters geboren wurde und bis 1955 lebte. Voller jugendlichem Elan (und wie er bald merkte: voller Illusionen) ging er dann in die DDR, studierte am Leipziger Literaturinstitut, schrieb und veröffentlichte bald Gedichte, Essays, Prosabücher, die er selbst phantasmagorisch nannte. Spätestens seit seinem Rauswurf aus dem Schriftstellerverband 1979 war er eine der wichtigsten Orientierungsfiguren für andere Autoren. Begriffe wie 'Sächsische Dichterschule' oder 'Prenzlauer Berg Connection' sind seine Erfindungen. Sein umfangreiches und vielfach preisgewürdigtes lyrisches Werk hat Endler in seinen letzten Lebensjahren kritisch gesichtet und in den Bänden 'Der Pudding der Apokalypse' und 'Krähenüberkrächzte Rolltreppe' neu herausgebracht. Diese Bände bilden den Grundstock der Ausgabe, die auch die Reihenfolge und Fassungen dieser Bände respektiert. Im zweiten Teil werden sämtliche nachweisbaren Gedichte in zeitlicher Folge nach der Erstveröffentlichung der letztgültigen Version dargeboten, außerdem Gedichte und Capriccios aus dem Nachlass. In einem Kommentarteil werden alle Varianten aufgeführt sowie erläutert.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 20.06.2020

Rezensent Herbert Wiesner applaudiert innerlich beim Lesen von Adolf Endlers Gedichten. Der gewichtige, laut Wiesner sorgfältig edierte und kommentierte Band, der auch die Varianten enthält, führt Wiesner vom Autor selbst verworfenen Frühwerk mit Agitpropgedichten über scheinbar Autobiografisches bis zu Texten über die DDR, die als "west-östliche Lebensgeschichte" zu lesen sich der Rezensent lieber verbietet. Vor allem Endlers "Hohnlachen" und seine "spöttisch-anarchische Dekonstruktion erwartbarer Bedeutungsverläufe", die für Wiesner neuen, überrraschenden Sinn hervorbringt, haben es dem Rezensenten angetan.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.01.2020

Dass Adolf Endler sich selbst "die verwachsene Gurke der neuen Poesie" nannte, erscheint Rezensent Jörg Magenau nur allzu passend: Der Gedichtband, der nun seine gesammelten poetischen Werke ausstellt, zeigt Endler als Meister des Verdrehten und Knorrigen, das die Absurdität der Welt abbildet, erklärt der faszinierte Kritiker. Auch wenn er den Herausgebern Robert Gillet und Astrid Köhler dafür dankt, Endlers umfangreiches und vielfach von ihm selbst aktualisiertes lyrisches Werk nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, hätte Magenau sich gewünscht, dass sie die Gedichte chronologisch geordnet und die ersten Fassungen nicht in den Anhang verbannt hätten. Der Rezensent hätte sich Endlers Entwicklung vom kommunistischen Agitator zum DDR-Kritiker dann deutlich weniger umständlich erschließen können. Nichtsdestotrotz hat Magenau die spitzfindigen Ergüsse dieses Dichter-Urgesteins vom Prenzlauer Berg sehr gerne gelesen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.11.2019

Jürgen Verdofsky ist überglücklich angesichts der historisch-kritischen Gesamtausgabe von Adolf Endlers Gedichten. Welch ein Schatz! Endler, Outlaw, Solitär, Zauberer des Absurden gegen das Blei des Tages, scheint dem Rezensenten nicht nur in seinem Hauptwerk "Der Pudding der Apokalypse" unverzichtbar, der ganze Weg des Dichters vom Agitprop bis zum Schwarzhumorigen, lohnt die Lektüre, findet er. Zumal in dieser für ihn vorbildlichen Edition letzter Hand von Astrid Köhler und Robert Gillett, die mit dickem Anmerkungsapparat auch die Varianten zeigt und in einem Nachwort Werkvertrautheit, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.09.2019

Für Helmut Böttiger gehört Adolf Endler nicht nur zu den ganz großen Autoren der DDR, sondern auch zu den Höhepunkten deutscher Prosa. Die Edition sämtlicher Gedichte des Meisters samt Vorfassungen und "konzisem" Kommentar ist für den Rezensenten daher ein Fest. Ob Endler den Krieg und die Nazibarbarei beschreibt (in den frühen Gedichten), den Sozialismus preist bzw. anzweifelt oder aus der Absurdität des sozialistischen Alltags Funken schlägt (in den späten Texten), das Heimatlose, Geheimnisvolle und Verstörende kann der Autort laut Böttiger überzeugend fassen.