Antonio Skarmeta

Die Hochzeit des Dichters

Roman
Cover: Die Hochzeit des Dichters
Piper Verlag, München 2000
ISBN 9783492042468
Gebunden, 311 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Aus dem chilenischen Spanisch von Willi Zurbrüggen. Es ist die Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg: Auf der kleinen Mittelmeerinsel Gema genießt der reiche Salzburger Bankierssohn und Bohemien Hieronymus Franck großes Ansehen; mit seinem "Kaufhaus Europa" ist er zum Vorboten einer neuen Zeit geworden. Jetzt steht die Hochzeit des mittlerweile 50-Jährigen mit der umschwärmten Inselschönheit Alia Emar an, ein Ereignis, an dem die ganze Inselbevölkerung regen Anteil nimmt. Skarmeta zeichnet ein liebevolles Porträt eines ahnungslosen Inselvolks, das beinahe unbemerkt seine Unschuld verliert und sich schließlich auf die Suche nach einer besseren Welt macht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.03.2001

"Mediterraner Slapstick", garantiert ohne Tiefgang, urteilt der Rezensent Kersten Knipp verärgert über den Roman des designierten chilenischen Botschafters in Berlin. Zwar sei die die Handlung am Vorabend des Ersten Weltkrieges vor einer düsteren Kulisse angesiedelt, nur merke man das kaum. Skarmeta weiß in seinem "heiter-folkloristischen Inszenierungsstil" den ernsten Hintergrund ins seichte Wasser des Banalen zu überführen, ärgert sich Knipp. Belanglos und peinlich eben, so der Rezensent und vermutet ironisch, dass "Skarmeta... vor dem Antritt des peniblen Diplomatenamtes ein letztes Mal in dichterischen Freiheit schwelgen" wollte. Eine Freiheit, die der Rezensent offensichtlich mit einiger Langeweile bei der Lektüre bezahlen musste.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.03.2001

Das einzig Positive, das Karin Ceballos Betancur zu dem chilenischen Autor Antonio Skármeta einfällt, ist sein 1985 erschienener Roman mit dem Titel "Mit brennender Ungeduld", der die Vorlage zu dem wunderschönen Film "Il Postino" lieferte. Die Lektüre des neuen Romans dieses Autors kann man sich wohl sparen. Zum einen liefert die Rezensentin in ihrer Besprechung eine recht ausführliche Inhaltsangabe, zum anderen weckt das, was sie über den Text zu sagen hat, nicht gerade Lust darauf, sich in das Buch zu vertiefen. Die Figuren sind gesichtslos und bewegen sich ungelenk wie auf Stelzen, meint Betancur. Wenn man der Rezensentin glauben darf, löst in "Die Hochzeit des Dichters" ein Klischee das andere ab, was sie dazu bewogen hat, dieses Buch schnell beiseite zu legen und auf ein neues vom Format der erwähnten Filmvorlage zu warten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.12.2000

Cecilia Dreymüller ist alles andere als begeistert von dem Roman des chilenischen Autors, der seit kurzem auch Botschafter Chiles in Berlin ist. Ihr sind die Gefühle in der Geschichte, die auf einer fiktiven Insel in der Adria kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs spielt, zu "dick aufgetragen" und allzu kinotauglich aufbereitet. Skarmetas bewährtes "Erfolgsrezept", entscheidende Augenblicke der Geschichte aus dem Blickwinkel des "kleinen Mannes" darzustellen und es mit deftiger Erotik und "üppigem Lokalkolorit" zu versetzen, kann die Rezensentin nicht begeistern. Wie auch der "magische Realismus" der in der Tradition lateinamerikanischer Autoren von jeher einen Platz hat und von dem Skarmeta reichlich Gebrauch mache, für Dreymüller nur den qualitativen Abstand zu Autoren wie beispielsweise Garcia Marquez belegt. Sie vermisst "tiefere Einsichten", bemängelt "ärgerliche Ungereimtheiten" und findet es bedauerlich, dass der Autor die in seinem "wohl als Parodie gemeinten" Roman angelegten "Reizthemen" so gar nicht ausschöpft.
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