Arno Geiger

Anna nicht vergessen

Erzählungen
Cover: Anna nicht vergessen
Carl Hanser Verlag, München 2007
ISBN 9783446209114
Gebunden, 249 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Lukas nimmt Abschied von Berlin. Dort ist einiges schiefgelaufen, und so verbringt er auch die letzte Nacht vor der Rückkehr nach Wien auf der Gästecouch einer todmüden Kellnerin. Am Morgen ist sie nicht wach zu kriegen, und als der Klempner klingelt, findet der junge Mann plötzlich einen Zuhörer, dem er ein ganz anderes Leben erzählen kann, das Leben, das er sich wünschen würde und eine große glückliche Liebe. Arno Geiger erzählt in seinem neuen Buch von Liebesdesastern und Lebensträumen und von Menschen, die nicht vergessen werden wollen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.10.2007

Ein wenig verwundert hat Rezensent Oliver Pfohlmann, wie qualitativ und stilistisch unterschiedlich die in diesem Band versammelten Erzählungen sind. Dennoch haben ihm "Experimentierfreude, Konsequenz, Empathie und Fabulierlust" dieser Sammlung von Geschichten ums Hoffen, Träumen und Scheitern insgesamt gefallen. Besonders gut fand er die Geschichte "Abschied in Berlin", in der sich ein Mann nach einer Nacht auf dem Sofa einer fremden Frau eine Beziehung herbeiflunkert, und "Anna nicht vergessen", in der eine alleinerziehende Mutter im Auftrag ehemüder Frauen Männer verführt, während sie privat selbst auf der Kippe steht - zuhause hat sie sich überall Zettel aufgehängt, die sie an ihre kleine Tochter Anna erinnern sollen. Der Rezensent hat auch das wiedergefunden, was Geiger in seinem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman "Es geht uns gut" so kunstvoll demonstriert hat: seine Fähigkeit, die Verknüpfung von Privatem und Historischem in all seiner Tragik und Komik aufzufalten. Doch manches fand Oliver Pfohlmann auch weniger gelungen, wie beispielsweise den Monolog eines eifersüchtigen Mannes in "Es rührt sich nichts" oder eine in für ihn "unlesbare" Liste verbrannter Gegenstände.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.09.2007

Kein Buch für die Insel hat Kristina Maidt-Zinke da gelesen. Dunkle Ahnungen, die der umjubelte Roman Arno Geigers "Es geht uns gut" einst bei ihr angestoßen hatte, sieht sie mit diesen Erzählungen bestätigt: Der Autor nervt, meint sie und bezeichnet die Texte als entbehrlich und literarisch bestenfalls gepflegt. Von Geheimnissen dagegen keine Spur. Auch wenn die Figuren mitunter psychopathisch werden, rührt es die Rezensentin nicht. Einzig das "Finalstück" des Bandes bietet ihr einen Anhaltspunkt für den Hype um diesen Autor: "anstrengend, aber dramaturgisch überzeugend".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.08.2007

Entschieden zwiespältig fällt das Urteil von Richard Kämmerlings über diesen neuen Band mit Erzählungen des Erfolgsautors Arno Geiger aus. Die "Stärken" und "Schwächen", die Geiger bereits im Bestseller "Uns geht es gut" gezeigt hat, die seien auch hier wieder zu bemerken, findet der Rezensent. Vor allem die in der Vergangenheit angesiedelten Geschichten vermögen Kämmerlings (wie im Roman die historischen Passagen) zu überzeugen - sobald es dagegen in die Gegenwart geht, erscheint ihm vieles "banal". Empfehlen kann der Rezensent aus diesen Gründen unter anderem die Erzählung "Samstagshunde", die im Jahr 1981 angesiedelt ist und von einer Gruppe österreichischer Terroristen berichtet. Kämmerlings geht auf weitere Texte des Bandes ein, manche gelungen, manche nicht, resümiert aber, dass ungefähr "die Hälfte lesenswert" ist. Da Geiger ein Chamäleon ohne eigenen "Erzählton" sei, hänge alles bei ihm an den Figuren und ihren Geschichten - und sind die uninteressant, dann ist da nur noch wenig zu retten.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.08.2007

Wirklich keinen Anlass zum Jubeln findet Eberhard Falcke bei der Lektüre dieses Bands mit zwölf Erzählungen von Arno Geiger. Eher macht er sich Sorgen, der wegen seiner Romane gefeierte Autor könnte sein Renommee mit diesen Erzählungen wieder verspielen. Dabei hat Falcke keinen Zweifel daran, dass Geiger einiges kann. Doch zu Falckes Bedauern kommt das in vorliegendem Band kaum zum Tragen. Nein, die Geschichten, die Themen wie das Missverhältnis von Sein und Haben, versagte Liebe und Liebesversagen, psychische Macken und die kleinen und großen Katastrophen des Lebens variieren, scheinen ihm ziemlich durchwachsen. Ein unausgegorener Mix aus Satire, Anklage und Absurditäten, mit dem er nichts anfangen kann. Von den zwölf Erzählungen hält er immerhin vier für "passabel". Nur eine, "Doppelte Buchführung", hat ihn restlos überzeugt und er lobt sie als "eindringlichen und abgründigen Text".