Arno Schmidt, Hans Wollschläger

Der Briefwechsel mit Hans Wollschläger

Bargfelder Ausgabe. Briefe von und an Arno Schmidt, Band 4
Cover: Der Briefwechsel mit Hans Wollschläger
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518802403
Gebunden, 1034 Seiten, 68,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Giesbert Damaschke. Eine einzigartige Korrespondenz beginnt im September 1957 zwischen Arno Schmidt und dem jungen Mitarbeiter des Karl-May-Verlags, Hans Wollschläger. Zu Beginn kreist der Briefwechsel, noch förmlich, um das Spätwerk Karl Mays und die umstrittenen Bearbeitungen der Texte durch den Verlag. Doch schon bald wird der Kontakt intensiver und persönlicher, der Ton freier. Wollschläger nimmt unter Arno Schmidts Briefpartnern eine Sonderstellung ein: Schmidt akzeptiert ihn als Kollegen und bemüht sich, ihn als Autor und Übersetzer zu fördern. Er vermittelt Aufträge und setzt sich nachdrücklich für seinen Roman "Herzgewächse oder der Fall Adams" ein. 1964 beginnen sie damit, das Gesamtwerk Edgar Allan Poes ins Deutsche zu übersetzen. Nicht in gemeinsamer Arbeit, aber in regelmäßigem Austausch über Autor und Werk. Erst als Schmidt sich in die Arbeit an "Zettel's Traum" zurückzieht, wird der Kontakt spärlicher, bis Schmidt völlig verstummt. Der Band präsentiert neben den Briefen Schmidts und Wollschlägers die Korrespondenz zwischen Alice Schmidt und Hans Wollschläger, den Briefwechsel zwischen Arno Schmidt und dem Karl-May-Verlag sowie zahlreiche ergänzende Dokumente.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.01.2019

Hans-Jürgen Linke kommt der umfangreiche Briefwechsel zwischen Arno Schmidt und Hans Wollschläger aus heutiger Sicht schon etwas antiquiert vor. In den Briefen geht es laut Rezensent einerseits um das Ausloten einer Lehrer-Schüler-Beziehung, andererseits um Verlags- und Gelddinge, Reisen, Zeitgenossen etc. Dass ausgerechnet die Beschäftigung beider mit Karl May die Korrespondenz prägt wie nichts anderes, findet Linke entbehrlich. Die Briefe als Arbeitsjournal zu lesen, findet er allerdings gewinnbringend, zumal der reiche Anmerkungsapparat es zu einer vielschichtigen biografischen Collage weitet, wie er schreibt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 14.01.2019

Guido Graf erkennt in jeder Zeile der vorliegenden Briefe zwischen Arno Schmidt und Hans Wollschläger den Aufwand, den Schmidt betrieb, um sich vor seiner Umwelt zu schützen und zu verbergen. Für Graf keine angenehme Lektüre. Außer Schmidts Dünnhäutigkeit lassen ihn die Briefe staunen, wie sich Schmidt ein Leben lang mit der Einfalt Karl Mays beschäftigen konnte, welchen Größenwahn er in der Abgeschiedenheit seiner Existenz pflegte und wie fragil letztere wirklich war. Die Rollenverteilung Lehrer/Schüler zwischen den Briefeschreibern steht für Graf von Anbeginn außer Zweifel, ebenso der Tauschhandel, mit dem Schmidt sich bei dem jüngeren Wollschläger Material über May erkaufte. Schmidts literaturpädagogische Gegenleistung schrumpft für Graf beim Lesen der Post allerdings nicht selten auf das Niveau von Überlebenstechniken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.12.2018

Gustav Seibt liest die von Giesbert Damaschke herausgegebene Korrespondenz zwischen Arno Schmidt und Hans Wollschläger mit wechselnden Gefühlen, Lächeln und Entsetzen. Zunächst erstaunt ihn die hohe Dichte des Austausches zwischen 1957 und 1972, den der Band nebst Kommentaren, Dokumenten und der Korrespondenz zwischen Alice Schmidt und Wollschläger enthält. Ergreifend findet er die Texte - für eingefleischte Alt-Fans sowieso, für jüngere Leser durch die sprachliche Virtuosität. Wenn Schmidt und Wollschläger über Kollegen herziehen, Verlagsquerelen diskutieren, literarische Vorlieben oder gemeinsame Poe-Übersetzungen erörtern, bemerkt Seibt den gemeinsam-galligen Blick auf die Welt, aber auch Wollschlägers Tragik.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2018

Rezensent Dietmar Dath liest Arno Schmidts Briefwechsel mit Hans Wollschläger mit Verständnis für das Problematische zweier in Liebe zu Texten, weniger zu Menschen entbrannter Existenzen. Das Thema des Schreibens zum Tod hin scheint laut Dath in der Korrespondenz mehr als einmal auf, doch eigentlich geht es um das in der Sprache mögliche Wahre, meint er. Sehr unterhaltsam findet er an diesem sorgfältig edierten Briefwechsel, wie die Autoren sich im Spott über die Zumutungen des Arbeitsalltags verständigen und Alltagssprache analysieren. Die Obsessionen des Einen ergänzen die Themen des Anderen recht gut, findet Dath.
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