Arnon Grünberg

Der Vogel ist krank

Roman
Cover: Der Vogel ist krank
Diogenes Verlag, Zürich 2005
ISBN 9783257064704
Gebunden, 496 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Rainer Kersten. In aller Herrgottsfrühe wacht Christian Beck auf, als seine langjährige Freundin mit unverwandtem Blick im Bett sitzt und von sich selber sagt: "Der Vogel ist krank." Er, der sich von allen Abenteuern verabschiedet hatte, nur noch Gebrauchsanweisungen übersetzt und nicht mehr Bücher schreibt, gerät in einen Strudel von Ereignissen. Eigentlich hatte er geglaubt, das Leben durchschaut zu haben, da spielt es ihm einen Streich: Ein Asylbewerber heiratet in seinen Haushalt ein...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.04.2006

Arnon Grünberg lesen sei wie "Waten durch Blei" findet Bernardette Conrad. Und nicht anders sei es im vorletzten Roman des Niederländers "Der Vogel ist krank". Dem Held Beck, depressiv und Übersetzer von Gebrauchsanweisungen, steht die todkranke Lebensgefährtin Vogel zur Seite. Bevor sie stirbt will Vogel noch heiraten, jedoch nicht Beck, sondern einen algerischen Asylbewerber. Dem lethargischen Beck fehlt jeglicher Widerstand, dafür ist er latent gewaltbereit. Wie auch in den anderen Romanen bewege sich Grünberg in hohem Tempo durch "die existentiellen Räume Sexualität und Identität, Gewalt und Tod", konstatiert die Rezensentin. Im nur flüchtig skizzierten Innenleben der Figuren ergehe es dem Leser wie auf einer Achterbahnfahrt, nach dem Kick bleibe man leer zurück. Die Hoffnung doch noch mit einem komplexen Innenleben konfrontiert zu werden, werde immer aufs Neue geweckt und enttäuscht, eine frustrierende Erfahrung, so Bernardette Conrad, die zeige, dass Grünberg mit seinen Figuren eigentlich gar nichts durchlebt habe.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.10.2005

Erstaunlich, in welch skurrilen Situationen man sich häuslich einrichten kann, meint Beatrice Eichmann-Leutenegger. Eine in die Jahre gekommene und leicht abgenutzte Beziehung, seltsame berufliche Abwege, eine menage a trois mit einem neuen Mann, schwere Krankheit der Frau, all das durch den Mann in unendlicher Gleichmut getragen - und von Arnon Grünberg so erzählt, dass es trotzdem noch etwas zum Lachen gibt. Erst mit der Zeit merke man immer deutlicher, welch "düstere Spur" sich infolge einer Bluttat durch den Roman zieht. Das Buch packe den Leser von zwei Enden gleichermaßen erfolgreich, stellt die Rezensentin fest. Zum einen berühre die Geschichte zum elenden Ende hin immer stärker. Und zugleich fühle man sich beständig gut unterhalten, selbst wenn die "mit Sentenzen gespickten Sätze" manches Mal überhand zu nehmen drohen.

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