Bernardo Atxaga

Der Sohn des Akkordeonspielers

Roman
Cover: Der Sohn des Akkordeonspielers
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783458173113
Gebunden, 462 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Matthias Strobel. Als Joseba nach über zwanzig Jahren seinen Jugendfreund David in Kalifornien wiedersieht, müssen die beiden sich erst an ihre gemeinsame Vergangenheit herantasten - zu viele offene Fragen stehen zwischen ihnen, zuviel Verheimlichtes, Unausgesprochenes. Als ehemalige Mitglieder der baskischen Untergrundorganisation haben sie zwar Abstand gewonnen zu ihren Verstrickungen von damals, doch lasten quälende Schuldgefühle auf ihnen - Schuldgefühle angesichts eines Verrats, von dem sie beide wissen, dass er notwendig war. Wie war es dazu gekommen, dass sie, die jugendlichen Freunde und späteren Studenten, in den Bannkreis der militanten baskischen Idee gerieten? Sie müssen ins Reine kommen mit ihrer Vergangenheit, die sie auseinandergetrieben hat und die erst im Angesicht von Davids nahem Tod ihre Macht über sie verliert.
Hinter dem Gewissenskonflikt, den David und Joseba durchmachen müssen, liegt die ganz andere Geschichte ihrer unwiderruflichen Entfernung aus dem, was ein ländliches Paradies sein könnte. Wie konnte es geschehen, dass aus den musisch begabten, zweifelnden Jugendlichen, die sie waren, militante Aktivisten der ETA wurden? Dass der eine dafür seine erste große Liebe verriet; dass der andere in ein zwielichtiges Verhältnis zu all seinen ehemaligen Freunden geriet? Welchen menschlichen Preis mussten sie zahlen? Und wer, vor allem, hat damals im Jahr 1976 das Kommando verraten, dem sie beide angehörten?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.07.2007

Walter Haubrich würdigt Bernardo Atxaga als den wichtigsten zeitgenössischen Autor baskischer Literatur und sieht sich trotz eingeräumter Schwächen seines jüngsten Romans zu dessen Verteidigung gegen den vernichtenden Verriss der spanischen Zeitung "El Pais" herausgefordert. Der Autor beschreibt in seinem Buch, wie zwei junge baskische Männer aus einem idyllischen Dorf zu Terroristen der ETA werden, erklärt der Rezensent. Auch wenn er einräumen muss, dass insbesondere die Schilderungen des Dorflebens viel zu minutiös und in ihrer Idylle mitunter geradezu kitschig daherkommen, verteidigt er Atxaga gegen den Vorwurf, ein baskischer Nationalist zu sein und bekräftigt seinen Glauben an den Autor als bedeutendsten Schriftsteller einer Minderheit.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.10.2006

Ein politisch durchaus noch heikles Thema hat sich Bernardo Atxaga vorgenommen und einen Entwicklungsroman über die Genese eines baskischen Terroristen gewagt. Albrecht Buschmann räumt ein, dass die inhaltliche Brisanz vor allem durch Atxagas letztlich verharmlosende Idealisierung einer "sauberen ETA" kritischen Stimmen nicht gerade den Wind aus den Segeln nehme, in literarischer Hinsicht jedoch mehr als gelungen sei. Eine "feinsinnig gewobene" Verknüpfung verschiedener Erzählebenen wie motivischer Szenen machen für den Rezensenten die Stärke des Buches aus, das den großen Bogen politischer Entwicklungen wie die letzten Jahre der Franco-Diktatur im Schicksal des Sohnes, später Studenten und schließlich Untergrundkämpfers zwar ideologisch riskant, doch durchweg spannend zu verbinden weiß.