Fernando Aramburu

Limonenfeuer

Cover: Limonenfeuer
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2000
ISBN 9783608934274
Gebunden, 741 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Ulrich Kunzmann. Hilario hat im Radio gehört, daß sich am Nachmittag ein Zirkel interessierter Literaten im Café trifft. Das ist seine Chance, denn heimlich träumt er von einer Karriere als jüngster Nobelpreisträger. Um sich nicht schon zu Beginn zu blamieren, macht er sich bei einem Studienfreund schlau: Checho weiß immer alles. Weniger bekannt ist, daß Checho Mitglied der ETA ist. Die verschworene Gruppe angehender Literaten trifft sich von nun an jeden Tag, diskutiert Lieblingsautoren und heckt Streiche aus. Ästhetischer Bürgerkrieg mit der Taktik und den Methoden der ETA ist ihr Programm. Die kleinen, großmäulig geführten Machtkämpfe untereinander sind nur erste Anzeichen, daß die Gruppe zerfällt. Eine dramatische Bootsfahrt, die um ein Haar tödlich ausgeht, bringt die Entscheidung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.08.2000

In der Manier des Schreibtischtäters wünscht sich Rezensent Martin Halter vom baskischen Schriftsteller Aramburu wohl ein bisschen mehr Terror. Bedauernd stellt er nämlich fest, dass Aramburus Anspruch, "die Methoden der ETA auf den Kulturbereich zu übertragen", im Sande verliefen. Und wofür so manches Terroropfer im Baskenland dankbar wäre, der Rezensent ist äußerst unzufrieden: "Seine Höllenmaschinen sind Blindgänger", findet er, der "erhoffte Steppenbrand" bleibe aus. Dann erfahren wir ein paar biografische Details über den in Deutschland lebenden Aramburu, und landen mittendrin im Cafe Goya, im San Sebastian des Jahres 1979, wo wir ein paar dilettierende Dichter und Rebellen treffen. Halter begleitet sie ein Stück und verfestigt seine ziemlich schlechte Meinung von ihnen und dem Schriftsteller, der sie beschreibt, denn: "die Charaktere bleiben so unreif und unfertig, wie die Sprache des Autors". Zum Schluss dann ein finaler Rettungsschuss: "nur ein groteskes Dokument nostalgischen Heimwehs und unaufhörlicher Regression".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.06.2000

"Erzählerische Ökonomie, narrative Stringenz ist Aramburus Stärke nicht", findet Kersten Knapp, der sich mit diesem Wälzer offenbar ziemlich geplagt hat. Er kritisiert die mangelnde Disziplin des Autors, der - wie Knapp anmerkt - vor allem durch "unentschlossenes Hantieren an der Handlung" auffällt. Geradezu ärgerlich findet Knapp, dass Aramburu das "historische Potenzial (dieser Geschichte) schlicht verschlafen" hat. Den Terror der ETA setze er lediglich als "lokaltypisches Ambiente" ein und die Gelegenheit, aus der Analogie der beschriebenen Gruppe von Schriftstellern mit den französischen Surrealisten etwas zu gestalten, habe er nicht genutzt. Dabei sei dies eine einmalige Gelegenheit gewesen, wie Knapp verdeutlicht, die Parallelen stechen geradezu ins Auge: Der "Übergang zur Demokratie", die Bilanzierung der Vergangenheit nach dem Tode Francos. Stattdessen habe sich der Autor jedoch von Anfang an lediglich mit den "Launen, Torheiten und Befindlichkeiten" seiner Protagonisten aufgehalten, die in ihrer Arglosigkeit geradezu "das glatte Gegenteil ihrer surrealistischen Vorbilder" abgeben, so Knapp, der sich über die ausufernde Harmlosigkeit dieses Romans sichtlich geärgert hat.