Bianca Döring

Little Alien

Roman
Cover: Little Alien
dtv, München 2000
ISBN 9783423242202
Taschenbuch, 234 Seiten, 14,32 EUR

Klappentext

Von apokalyptischer Bedrohlichkeit ist der Großstadtmoloch Berlin, in dessen Rachen sich Ellie stürzt. Es ist ein spontaner, fast panischer Entschluss, ihr "Dorf" und damit ihre Freundin Luise, die geistig verwirrte Mutter und die Arbeit als "Blutwegputzerin" im Krankenhaus hinter sich zu lassen. Mit ihrem letzten Geld flieht sie nach Berlin. Da sie dort niemanden kennt, verbringt sie die erste Nacht kurzerhand im Dom. Doch schon am nächsten Morgen begegnet die Ich-Erzählerin ihrem Traummann in einem Café. Der schöne Fremde mit den bernsteinfarbenen Augen entschwindet, doch er hat sich eingegraben in Ellies Herz und in ihre Augen, die von nun an in allem die Erinnerung an den "Engel" wahrnehmen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.01.2001

Nach Angelika Ohland hat die Autorin ihr Image als "ewiges Talent" nicht verdient. Längst sei sie mehr: "ein Profi durch und durch". Obwohl die Geschichte auf den ersten Blick simpel gestrickt erscheint, erweise sie sich in Wirklichkeit als hochkompliziert. Denn nach Ohland ist hier nicht die Handlung selbst das Wesentliche, sondern etwas, was mit Wahrnehmung zu tun hat, insbesondere die Wahrnehmung, die mit der "Realität nicht mehr zur Deckung" kommt, was vor allem auf die Protagonistin Ellie zutrifft. Die Figuren erscheinen der Rezensentin wie in Luftblasen eingeschlossen und im Meer hin- und hertreibend, "staunend" und gleichzeitig ohne direkten Kontakt zur Umgebung. Eine besondere Stärke sieht Ohland in Dörings Metaphern, etwas, von dem die Autorin offenbar reichlichen Gebrauch macht. Doch gerade hier sieht die Rezensentin auch eine Gefahr, nämlich dann, wenn diese "Bilder nicht ganz stimmen". Dann kippt der Roman ihrer Ansicht nach schnell ins Anstrengende. Kritisch bewertet die Rezensentin Dörings starke Konzentration auf die Protagonistin, hinter der alles andere und auch jede der übrigen Figuren verblasse. Doch insgesamt zeigt sich Ohland äußerst angetan von diesem Roman, dessen "Konsequenz des Blicks" in der neueren deutschsprachigen Literatur ihrer Ansicht nach Seltenheitswert hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.12.2000

Barbara von Becker zerstreut gleich zu Beginn die Vermutung, dass es sich bei diesem Roman um die klassische Geschichte eines Mädchens vom Lande handelt, das in die Metropole gespült wird. Denn die Erzählung, in der die Protagonisten durch die Bars und Szenecafés Berlins irrt, um eine engelhafte, männliche Erscheinung mit "Bernsteinaugen" zu finden, lasse mit ihrer "hochexpressionistischen, musikalischen Sprache" Bilder entstehen, wie sie wohl ein Otto Dix von heute gemalt hätte, so die Rezensentin hingerissen. Bis zur "psychotischen Verstörung" wird dabei die Mischung von Wirklichkeit, Tagträumen und Wahnvorstellungen getrieben, meint die Rezensentin, die in dem Roman eine "große Rhapsodie von Liebe und Großstadt" erkennt. Trotz des "halsbrecherisch kühnen Balanceakts" überzeuge die Autorin durch sprachliche Brillanz und "erzählerische Bravour", schwärmt Von Becker.
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