Bora Cosic

Irenas Zimmer

Gedichte
Cover: Irenas Zimmer
Folio Verlag, Wien 2005
ISBN 9783852563077
Kartoniert, 127 Seiten, 19,50 EUR

Klappentext

Aus dem Serbischen von Milo Dor. Cosics Gedichte handeln vom Exil, von der Neuorientierung in einem neuen Leben an einem neuen Ort, sie erzählen vom Gepäck der Erinnerungen, der verlorenen Träume, der geträumten Sehnsüchte, der erinnerten Kämpfe und Leidenschaften in einem fernen Land, in einem alten Leben. Die Projektionsfläche seiner Themen ist Berlin: In den Straßen, an den Gebäuden trifft Cosic auf die Spuren des vergangenen Jahrhunderts, auf die großen und kleinen Diktatoren, auf Hitler, Stalin, Milos¡evic, auf die großen und kleinen Künstler, Weggenossen im Geiste, auf Goethe, Kafka, Majakowski.

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

Bora Cosic wurde 1932 in Zagreb geboren. Seit 1992 lebt er in Berlin. Die in "Irenas Zimmer" gesammelten Gedichte "spielen" meist in Berlin. In der Wilmersdorfer- oder der Schlüterstraße zum Beispiel. Das gibt ihnen für den, der auch in Charlottenburg wohnt, etwas täuschend Vertrautes. Er glaubt, sich darin wieder zu erkennen. So dauert es, zumal wenn der Meister sich hinter anderen Meistern versteckt, ein paar Verse länger, bis der Leser unverwechselbar Bora Cosic entdeckt. Zum Beispiel in "In Unordnung"...
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.09.2005

Wie konnte der Verlag diese in doppeltem Sinne phantastischen Gedichte nur ohne serbisches Original veröffentlichen, fragt eine gleichermaßen begeisterte und fassungslose Rezensentin. Phantastisch seien Cosics Gedichte insofern, erklärt Sybille Cramer, als der Dichter realistische Szenen aus seinem Berliner Leben mit surrealen Geschichts-Bildern hier "übermalt" oder dort mit der Belgrader Heimat "unterirdisch verknüpft". Stets jedoch dominiere der Traum über das historische Faktenmaterial. "Schauend und erinnernd", so die Rezensentin, bewege sich Cosic in seinen "ungewöhnlich vitalen" Gedichten als Spaziergänger durch Berlin. Das Finanzamt in der Bismarckstrasse, die verwirrte alte Dame mit ihrer gelben Katze, Cosics "agierende Wahrnehmung" verwandle Wirklichkeiten in "Traumbauten". Der Autor spaziere mit seinen Berlin-Gedichten durch nicht weniger als das "Gelände seines Lebens". Und diese räumliche Erinnerungskunst, betont die Rezensentin, sei "hintergründig, erfahrungsgesättigt und vor allem kosmopolitisch".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.05.2005

Ebenso wie bei Bora Cosics zuletzt erschienenem Roman "Das Land Null" handelt es sich, so Christiane Zintzen, auch bei diesem Gedichtband um ein Werk der Melancholie. Vom Exil in Berlin aus blickt der in Zagreb geborene Dichter auf seine verlorene, zerstörte Heimat. Beschworen wird die Erinnerung an Vergangenes, an die Utopie, die scheiterte. Heraus komme dabei eine recht verzweifelte "Kartographie der Ortlosigkeit", allerdings ohne die "monomanen" Züge des nicht weniger finsteren Romans. Leise Kritik übt die Rezensentin an der "etwas schleppenden" Übersetzung durch Milo Dor.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.05.2005

Dorothea Dieckmann entdeckt bei der Besprechung eines Romans und eines Gedichtbandes des in Berlin lebenden serbischen Autors Bora Cosic bei aller surrealistischen Kälte doch eine "kleine geflügelte Ahnung von Transzendenz". In den Gedichten des Lyrikbandes "Irenes Zimmer" nimmt Cosic das "Trümmerfeld" des 20. Jahrhunderts in den Blick. Die Form "erlaubt es Cosic diesmal, Namen zu nennen", sei es Auschwitz, Srebrenica oder Tschetschenien, so die Rezensentin, die in den "sonetthaft" gefügten Versen allerdings keinerlei Trost zu entdecken vermag. Hier zeigt sich so etwas wie das "ästhetische Gewissen nach dem Scheitern der Humanität", meint Dieckmann, für die nur die Vögel, die in den Texten allenthalben in Erscheinung treten, noch so etwas wie "Transzendenz" versprechen.
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