Brock Clarke

Leitfaden zum Abfackeln von Schriftstellerresidenzen

Roman
Cover: Leitfaden zum Abfackeln von Schriftstellerresidenzen
Kein und Aber Verlag, Zürich 2008
ISBN 9783036955247
Gebunden, 411 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Harry Rowohlt. Dass Sam Pulsifer als Kind ausgerechnet das Haus der Schriftstellerin Emily Dickinson angezündet hat, haben ihm die Leute nie verziehen. Früh zu trauriger Berühmtheit gelangt, will Sam sich als junger Erwachsener ein komplett neues Leben aufbauen. Doch als er sein Ziel längst erreicht zu haben glaubt und mit Frau und Kindern in ein neues Haus zieht, holt ihn seine Vergangenheit auf unheimliche Weise ein. Nach und nach werden in der Umgebung Schriftstellerhäuser angezündet, und der Verdacht beginnt sich unvermeidlich auf ihn zu richten. Sam hat nur noch eine Chance: Er muss den wahren Brandstifter finden. Doch auf seiner Suche gerät er in einen Strudel von verwirrenden Ereignissen, und es zeigt sich, dass nichts ist, wie es scheint.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.01.2009

Für Marianna Lieders Geschmack hat Brock Clarke ziemlich viel in seinen Roman hineingestopft. Gewitzt und humorvoll schreibt er durchaus - die Rezensentin bezeichnet seinen Stil als das "alte Spiel der Grenzverschiebung von knalligem Humor und gedanklichem Tiefgang", doch geht die geschichte ihrer Meinung nach nicht auf. Zum Beispiel stört sie "die Diskrepanz zwischen der liebenswürdig-vertrottelten Zuversicht und dem Reflexionsvermögen" der Hauptfigur. Auch die Art und Weise, wie Clarke sich an den verschiedenen literarischen Genres abarbeite, gefällt Lieder nur zum Teil. Manche werden ihrer Meinung nach "etwas sehr explizit auf ihre Funktion hin in den ironischen Blick genommen". Mit Harry Rowohlts Übersetzung ist die Rezensentin aber dafür zufrieden.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2008

Hitzewallungen verspürt der Rezensent bei dieser Lektüre keine. Brock Clarkes Familien- und Kriminalroman über einen an seinem bildungsbürgerlichen Erbe leidenden, zündelnden Verpackungswissenschaftler vermag Martin Halter zwar mit postmordernen Mätzchen zu amüsieren. Auch lernt er über Macht und Ohnmacht der Literatur und lässt sich vom Autor mit Schnurren über exzentrische Literaturwissenschaftler und missglückte Lesungen unterhalten. Insgesamt erscheint Halter die Konstruktion des Romans jedoch zu verworren, die Charaktere zu flach und Clarkes von Harry Rowohlt "gewohnt geschmeidig" übersetzte Witzel- und Metaphernaffinität allzu ausgeprägt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.11.2008

Wenn man zum Anstreichen ”schlauer Sätze” neige, dann gehört aus Sicht von Rezensentin Dana Bönisch, dieses Buch, das sie als " Kippbild und Allegorie der Literatur" beschreibt, gleich ”in seiner Gesamtheit umkringelt”. Es gehe um einen Mann, der als Kind aus Versehen das Haus von Emily Dickinson abgefackelt hat und wieder in den Focus gerät, als plötzlich weitere Schriftstellerresidenzen brennen, und Protagonist Sam zu lügen beginnt, weil er feststellt, dass die Lüge als wahrscheinlicher als die Wahrheit empfunden wird. Während er herauszufinden versuche, wer ihm die Brandstiftungen anhängen wolle, begegne er episodisch verschiedenen Verdächtigen. Der Rezensentin zufolge handelt es sich dabei natürlich stets um "überaus skurrile Gestalten". Ähnlich wie die Detektive eines Paul Austers reflektiere Brock Clarkes Protagonist dabei "weniger über die Fälle selbst als über die Strukturen von Text, Sprache, Vergessen und Erinnern". Und wenn in diesem Kontext dann der Rezensentin dann doch manches an der Geschichte etwas "selbstreferenziell und künstlich" erschien: insgesamt hatte sie großes Vergnügen daran. Auch Harry Rowohlts Übersetzung wird mit dem Prädikat ”großartig” versehen.