Carl-Johan Vallgren

Ein Barbar in Berlin

Die Stadt in 8 Kapiteln
Cover: Ein Barbar in Berlin
Quadriga Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783886793419
Gebunden, 2000 Seiten, 17,38 EUR

Klappentext

Aus dem Schwedischen von Angelika Gundlach. Wie ein Barbar fühlt sich der schwedische Romancier Carl-Johan Vallgren unter all den Berühmtheiten auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Abseits der offiziellen Touristenpfade nimmt er den Leser mit auf eine ungewöhnliche Reise durch die "eigenartige" Stadt und erzählt in acht locker verknüpften Essays 100 Jahre Berliner Geschichte. Kaiserzeit, Weimarer Republik, Drittes Reich, Deutscher Herbst und Wendezeit haben in der alten und neuen Hauptstadt Spuren hinterlassen. Der Autor berichtet nicht nur über die Geschichte der Straßen, Häuser und Plätze, sondern auch über die unterschiedlichen Menschen, die in dieser Stadt lebten und arbeiteten wie z.B. Alfred Döblin, Albrecht Speer, Anna Seghers, Ulrike Meinhof und Wolf Biermann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.09.2000

Der deutsche Titel sei irreführend, rügt Hermann Wallmann, in Wahrheit heiße das Buch "Berlin in 8 Kapiteln", womit nüchtern das Arbeitsvorhaben des Autors umrissen sei, ohne ihn damit auf eine Stufe mit Henri Michaux` "Ein Barbar in Asien" zu stellen - ein Anspruch, den der Autor gar nicht erhebt und dem Rezensenten zufolge wohl auch nicht erfüllt. Wallmann hat das Buch, das Topographie und Historiographie der Stadt Berlin quer durch das 20. Jahrhundert verschränkt, ansonsten recht gut gefallen. Sechs Rundgänge, eingefasst von einem Epilog über den Dorotheenstädtischen Friedhof und einem Epilog über Sanssouci, das macht acht Streifzüge durch die Geschichte Berlins - einschließlich Empfehlungen aller Art. Auch der Einheimische finde in diesen Rundgängen manch unerwartete Einsicht aus auswärtiger Sicht (der schwedische Autor lebt seit 1993 in Berlin), schreibt Wallmann, allerdings fand er manche Formulierung metaphorisch schlicht überfrachtet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.08.2000

Lediglich an dem Titel des Buchs hat Rolf-Bernhard Essig etwas auszusetzen. Denn in Wirklichkeit ist Vallgren, so der Rezensent, ein "sanfter, zartfühlender" Cicerone, der seinen Leser an die Hand nimmt und mit jedem Kapitel durch eine Dekade Berlins führt. So zum Beispiel "mit den Gewährsleuten Alfred Döblin und Franz Kafka" durch das Berlin der Zwanziger oder auch mit den Terroristen Baader, Meinhof und Ensslin durch die sechziger Jahre spaziert. Die größte Stärke des Buchs liegt für Essig vor allem in dem ruhigen Rhythmus der Spaziergänge und in Vallgrens "genießerisch-intelligenter Neugier". Dadurch sei das Buch zwar wenig geeignet für eilige Touristen. Dem, der jedoch etwas Muße mitbringt, kann der Rezensent das Buch wärmstens empfehlen. Im gefällt das Flanierende bei diesen Spaziergängen, bei denen Ruheplätze und Cafés eine ebenso große Rolle spielen wie Sehenswürdigkeiten und Museen. Vallgrens "anregende Assoziationsfreiheit und kritisch-unbefangene Urteilsfreude" machen den Band - trotz der wahren Flut an Berlin-Führern - zu einem Glücksfall, resümiert der begeisterte Rezensent.
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