Michael Rutschky

Berlin

Die Stadt als Roman
Cover: Berlin
Quadriga Verlag, München 2001
ISBN 9783898340403
Gebunden, 209 Seiten, 23,98 EUR

Klappentext

Es gibt Stellen in Berlin, an denen sich die Stadt so gründlich verklärt und verdichtet, dass sie weit mehr darstellt als sich selbst. Dort entsteht die Stadt als Roman. Die Besucher kennen diese Stellen genau: das Brandenburger Tor, die Reichstagskuppel, den Postdamer Platz et cetera. Die Einheimischen bezweifeln, dass man dort auf die Stadt als Roman trifft. Sie fügen andere Orte hinzu: Innenräume, Fernsehbilder, Zufälliges am Rand. Michael Rutschky legt ein ungewöhnliches Berlin-Buch vor: einen Text-Bildband, der die Stadt selbst als Roman besetzt. In einhundert Fotografien, die er in den letzten fünfzehn Jahren aufnahm, und einhundert Kurztexten beschreibt er die Stadt als eine imaginäre Landschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.12.2001

Berlin-Bücher wurden und werden nach wie vor "tonnenweise" produziert, konstatiert die Rezensentin Martina Meister. Michael Rutschkys "Berlin. Die Stadt als Roman" eröffnet jedoch offensichtlich ganz neue Perspektiven und scheint etwas ganz Besonderes zu sein. Rutschky habe nämlich, erklärt Meister, anhand von 100 Fotografien aus den vergangenen 15 Jahren und 100 dazugehörigen Textbildern den Versuch unternommen, die "imaginäre Stadtlandschaft" zu erforschen. Die großen, geschichtsträchtigen Gebäude interessieren den Autor dabei wenig, vielmehr könne jeder "x-beliebige Berliner" die Besonderheit der Stadt verkörpern, "sofern er in den Einfluss der städtischen Imagination gerät", zitiert Meister den Autor. Rutschky versuche, "hinter dem Unscheinbaren das Ungeheure zu entdecken". Die Resultate findet die Rezensentin zauberhaft, denn die Stadt werde auf diese Weise in ein Bilderrätsel verwandelt, das der Autor zwar mit Worten zu erklären versuche, dem Betrachter jedoch immer neue Rätsel aufgebe. Auf jedem Foto hinterlässt der Autor eine persönliche Spur, verrät Meister, und mache somit das Ich "zur Hauptperson in dieser Stadt". Diesen Roman muss man einfach lesen, schwärmt Meister abschließend.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.10.2001

Brigitte Werneburg lobt den Bildband des taz-Autors Michael Rutschky als "ausgesprochen schön gemachtes Buch". In seinem "Stadt- und Fotoroman" kombiniere Rutschky Bild und Text auf einzigartige Weise. Die "Stadtmomente" scheinen absichtslos gewählt und sind doch treffend, findet die Rezensentin. In seinem "Bilderbogen", der zum Teil auch sehr privaten Charakter habe, zeige der Autor die Zeit nach der Wende eher als Zeit der Reparatur, denn als Zeit der Wiedergeburt. Auch scheut Rutschky nicht davor zurück, so die Rezensentin, die touristischen Orte oder Großereignisse der Metropole zu zeigen: Love Parade, Filmfestspiele und Berlin Marathon. Dabei bewahre er immer den kühlen, aber faszinierenden "Blick des urbanen Menschen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.09.2001

Alexander Honold bespricht Michael Rutschkys "Berlin. Die Stadt als Roman", wobei er feststellen muss, dass es sich letztlich eher um ein Tagebuch denn um einen Roman handelt. Rutschky hat kurzen Texten Schwarzweiß-Fotos gegenübergestellt, die vielmehr ein Sammelsurium privater Fotografien als eine Chronik der Stadt Berlin sind, wie es die häufigen prähistorischen Verfremdungen nahelegen könnten, meint Honold. Öffentliches und Privates vermischten sich, doch die Omnipräsenz des Autors, der in Form von Schatten oder Spiegelbildern indirekt sichtbar werde, sich aber häufiger noch durch die Auswahl seiner Motive oder durch seine "Kiez-Perspektive" bzw. die "Handschrift des Kreuzberger Achtundsechzigers" verrate, bilde indirekt doch einen Erzählfaden. Dieser werde zudem durch den parodistischen Unterton bei der Anordnung der Bilder verstärkt. Dennoch kann Honold nicht darüber hinwegsehen, daß die Emblematik bei der Verbindung von Bild und Schrift teilweise ein wenig gewollt wirkt.
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