Charles Baudelaire

Les Fleurs du Mal - Die Blumen des Bösen

Gedichte. Deutsch-Französisch
Cover: Les Fleurs du Mal - Die Blumen des Bösen
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017
ISBN 9783498006778
Gebunden, 528 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen neu übersetzt von Simon Werle. Zweisprachige Ausgabe. Kaum ein anderes Werk hat die europäische Lyrik so nachhaltig geprägt wie "Les Fleurs du Mal" (1857) des Décadent und Dandy Charles Baudelaire. Bei seinem Erscheinen in Frankreich ein riesiger Skandal, mehrfach verboten und verbrannt, ist dieser Gedichtzyklus zu einem zentralen Text der Moderne geworden. Grundthema der "Blumen des Bösen" ist die Biopsie des Abgrunds, der in einem Subjekt aufklafft, das die Entstehung des modernen Bewusstseins als seelische Zerreißprobe durchleidet. Das "Böse" dieser Blumen meint nicht eine moralische Kategorie oder ein sittliches Urteil, sondern die unerbittliche Analyse des Dämonischen an der Wurzel jeder existentiellen Erfahrung. Mit ihrer Sprachmagie, ihren Exorzismen der Verzweiflung, ihrer Ästhetisierung des Makabren, Bizarren und Morbiden, und nicht zuletzt mit ihrer gewagten Erotik, markieren "Die Blumen des Bösen" einen Höhe- und Wendepunkt der französischen Dichtung: in ihrer formalen Perfektion noch der Verskunst des Klassizismus und der Romantik verpflichtet, sprengen und überschreiten sie deren inhaltliche Modelle und erschließen psychologisch wie soziologisch völlig neue Dimensionen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.09.2017

Rezensent Karl-Heinz Ott findet Simon Werles Nachdichtung von Charles Baudelaires Gedichten gelungen. Auch wenn ihn Werles Changieren zwischen sperriger Antiquierung und unvermittelter frisch wirkender Aktualisierung zunächst irritiert, begreift er doch bald, wie sehr der Übersetzer damit dem Ansinnen des Autors entspricht, Gegensätze zu vereinen. Darüber hinaus spürt Ott beim Lesen der deutschen Verse eine faszinierende Spannung und poetische Kraft. Näher als Benjamins sozialrevolutionäre Vereinnahmung Baudelaires ist dem Rezensenten das allemal.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.08.2017

Laut Rezensentin Lena Bopp bringt Simon Werle bei seiner Neuübertragung der Gedichte von Charles Baudelaire manche Perle zustande. Vor allem die Konzentration des Übersetzers auf das Klangbild der Texte findet Bopp oft gelungen, sodass die Rezensentin am liebsten gleich laut losrezitieren möchte. In die große Baudelaire-Übersetzerschar reiht sich Werle für Bopp mit Bravour ein, auch wenn manche seiner Formulierungen in Bopp Ohren etwas schwerfälliger klingen als das Original. Dass der zweisprachige Band weder Anmerkungen noch Baudelaires Entwürfe für ein Vorwort seiner seinerzeit umstrittenenen Gedichte enthält, findet Bopp allerdings bedauerlich.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.08.2017

"Äußerst verdienstvoll", wenn auch mit Schwächen, so das Resümee des Rezensenten Eberhard Geisler zur jüngsten Übersetzung von Charles Baudelaires monumentalem Gedichtband "Die Blumen des Bösen" durch den Romanisten Simon Werle. Die Schwächen schreibt Geisler der Tatsache zu, dass Werle eben nicht selbst ein Dichter ist wie etwa sein Vorgänger Stefan George es war, der sich, so Geisler, um eine in ihrer Eigensinnigkeit und Interpretationsfreiheit besonders poetisch präzise Übersetzung verdient gemacht hatte. Werle hingegen will, wie er im Nachwort erklärt, so nah wie möglich am Text bleiben, ihn treibt nicht der eigene literarische Formwille, die Lust an der Aneignung des Fremden, sondern der Wunsch, den französischen Dichter der Moderne einem deutschsprachigen Publikum nahezubringen und das, findet der Rezensent, ist ein durchaus ehrenvoller Anspruch, dem Werle in großen Teilen auch gerecht werde.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.08.2017

"So viel Baudelaire war nie!", jubelt Rezensent Andreas Isenschmid nach der Lektüre der von Simon Werle neu ins Deutsche übertragenen "Blumen des Bösen". Dem Chor der deutschen Baudelaire-Übersetzungen fügt Werle einen ganz eigenen Ton hinzu, frei im Umgang mit dem französischen Alexandriner, dem er auch mal eine siebte Hebung hinzufügt, schwärmt der Rezensent, der Werles Version ein "Maximum an Wörtlichkeit" attestiert. Mehr noch: Der versierte Racine-Übersetzer ringt Baudelaires "Wut- und Gluttexten" alle Nuancen der Sehnsucht, der Verzweiflung, des Schmerzes, des Eros und der Ekstase ab, lobt Isenschmid. Dieser Meisterleistung verzeiht er auch gern die wenigen "laberigen" Verse.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.08.2017

Hätte Baudelaire die Blumen des Bösen auf Deutsch verfasst, er hätte wie Simon Werle gedichtet, meint Heinz Schlaffer. Zumindest einige der von Werle in mutigem Neuanlauf in Metrum und Reim übersetzten Texte scheinen Schlaffer Baudelaires romantischen, mitunter kitschigen Gestus im Mantel strenger Form genau zu treffen. Allerdings erkennt Schlaffer auch die Kosten der Entscheidung gegen die Prosanachdichtung und für die poetische Form. Einmal bringt Werle die Ordnung der Begriffe bei Baudelaire durcheinander, dann klingt der Reim auf Deutsch viel nachhaltiger als im Französischen, findet Schlaffer. Dass Werle vor den grellen Bildern des Originals nicht einknickt und das Befremdliche an Baudelaires Lyrik eher noch übertreibt als es abzuschwächen, gefällt dem Rezensenten gut. Die Hindernisse zwischen Sinn und Form im übersetzten Gedicht - Werle vermag sie oft zu überwinden, meint Schlaffer. Dann kommt er dem Original sehr nah, findet er.
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