Claude Arnaud

Chamfort

Die Frauen, der Adel und die Revolution. Biografie
Cover: Chamfort
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2007
ISBN 9783882218756
Gebunden, 526 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Ulrich Kunzmann. Mit einem Anhang von siebzig bisher unveröffentlichten oder nie nachgedruckten Maximen, Anekdoten, Aussprüchen u. Dialogen. Chamfort, geboren 1740 in Clermont-Ferrand, war ein Mann der Widersprüche: Als unehelicher Sohn einer Adligen und eines Domherrn wuchs er in einem kleinbürgerlichen Milieu auf und machte aufgrund seiner Klugheit und ungewöhnlichen Schönheit eine schnelle und glänzende Karriere in der Pariser Gesellschaft. Er wurde zu einem begehrten Gast der dortigen Salons und ließ sich vom Hochadel des Ancien Regime protegieren. Er war stolz auf sein Ansehen und genoß seinen Erfolg bei den Frauen. Als jedoch infolge einer Syphilis-Erkrankung sein Körper sich zu entstellen begann, wurde er immer schwermütiger, sein Leben veränderte sich. Vom jungen Dandy entwickelte er sich zum leidenschaftlichen Advokat des Gefühls gegenüber dem kühlen Regime der Vernunft, unter dem man nicht leben, sondern nur überleben könne. Die sich ankündigende Französische Revolution begrüßte er leidenschaftlich und schenkte ihr die Losung "Krieg den Schlössern, Friede den Hütten". Als der ihm verhasste Marat ermordet wurde, rief er aus: "König Marat ist tot!"

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.11.2007

In Grenzen hält sich Ursula Pia Jauchs Begeisterung für Claude Arnauds Biografie des Schriftstellers und Revolutionärs Chamfort, auch wenn das in Frankreich bereits 1988 erschienene nun auf Deutsch vorliegende Werk damals mit dem Prix de l'essai der Academie francaise ausgezeichnet wurde. Der Ansatz, Chamforts Leben und Schreiben in einem biografischen Kausalzusammenhang zu sehen, scheint ihr nicht immer wirklich erhellend. Sie hält dem Autor vor, sich oft zu sehr in Details zu ergehen, so dass der Leser die Orientierung verliert. Die detaillierten Schilderungen der Revolutionszeit bringen in ihren Augen dem Leser zwar das ganze Chaos dieser Epoche näher, helfen aber nicht unbedingt, die Person Chamforts verständlich zu machen. Freilich findet sie in dem Buch auch einige Kapitel, die ihr überaus instruktiv erscheinen, etwa wenn es um Nietzsches Verständnis von Chamfort geht, der in dessen "Sarkasmus der Heiterkeit" eine neue, antitheologische Moral sah.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.05.2007

Rezensent Hans-Peter Kunisch begrüßt sehr, dass diese zwanzig Jahre alte Biografie dieses schillernden Denkers des 18. Jahrhunderts nun endlich auf Deutsch vorliegt. Auch deshalb, weil sich im Anhang nun einige neuere Sentenzen und Bemerkungen von Biograf und seinem Objekt der Beschreibung finden. Denn Claude Arnaud kann den Rezensenten nicht nur durch seine detaillierte und kenntnisreiche Darstellung von Mann und Zeit begeistern, durch Schilderung bekannter Zeitgenossen wie Mirabeau und Chateaubriand, sondern auch mit höchst eigenwilligen und bestechenden Deutungen. Gerade die kritische Distanz des Autors zum Objekt seiner Beschreibung, nimmt den Rezensenten sehr für diesen Chamfort und seine Schwächen ein - für seinen Hedonismus, seine Unaufrichtigkeit und die Tatsache, dass er sogar in seinem Idealismus noch ein Zyniker war.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.05.2007

Joseph Hanimann zollt Claude Arnaud, dem Biografen des Schriftstellers, Adelsgünstlings und Revolutionsjournalisten, höchsten Respekt und stellt ihn in eine Reihe mit anderen großen Chamfort-Lesern wie Schopenhauer oder Puschkin. Der französische Autor versucht sich in seiner Lebensbeschreibung gar nicht erst in einem dürren Zahlen- und Datengerüst, weil man der schillernden Gestalt Chamforts, der nie ein geschlossenes Werk, dafür aber zahlreiche Maximen, Aphorismen und Betrachtungen hinterlassen hat, so nicht beikommt, meint der Rezensent zustimmend. Er bewundert die kompromisslose Darstellung aller Brüche in der Figur Chamforts und lobt die Anschaulichkeit und Sensibilität, mit der Arnaud den Charakter seines Protagonisten zeichnet. Dass auch der Übersetzer Ulrich Kunzmann der zweifachen Beanspruchung durch Arnaud und Chamfort, von dem die Biografie im Anhang einige unbekannte Texte bietet, gewachsen ist, preist der ohnehin begeisterte Rezensent ebenfalls.
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