Claus Pias (Hg.)

Cybernetics - Kybernetik. The Macy-Conferences 1946-1953

Band 1: Transactions/ Protokolle
Cover: Cybernetics - Kybernetik. The Macy-Conferences 1946-1953
Diaphanes Verlag, Zürich 2003
ISBN 9783935300353
Paperback, 734 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Zwischen 1946 und 1951 wurden unter dem Titel "Cybernetics. Circular Casual, and Feedback Mechanisms in Biological and Social Systems" insgesamt zehn Konferenzen unter der Schirmherrschaft der Josiah Macy, Jr. Foundation veranstaltet. Diese sogenannten Macy Conferences markieren das vielleicht folgenreichste wissenshistorische Ereignis der Nachkriegsgeschichte. Auf den neuen begrifflichen Grundlagen von 'Information', 'Feedback' und 'analog/digital' suchten sie eine universale Theorie der Regulation, Steuerung und Kontrolle zu entwickeln, die für Lebewesen wie für Maschinen, für ökonomische wie für psychische Prozesse, für soziologische wie für ästhetische Phänomene zu gelten beanspruchte. Diese Konzepte sollten in den folgenden Jahrzehnten in Biologie, Neurologie, Soziologie, Sprach- und Computerwissenschaften, aber auch in Psychoanalyse, Ökologie, Politik und Ökonomie ausschwärmen und eine epochale Schwellensituation von der Thermodynamik zur Kybernetik (Wiener), von der Disziplinar- zur Kontrollgesellschaft (Deleuze), von der Industrie- zur Informationsgesellschaft (Lyotard) markieren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.09.2005

In erster Linie ist Michael Hagners Besprechung dieses Bandes mit Protokollen zu den die Kybernetik begründenden Macy-Konferenzen von 1946-1953 eine Darstellung der verblüffenden Karriere der Kybernetik selbst. So erlebte sie vor allem in den Jahrzehnten nach den Konferenzen mit einer Phase der Ausarbeitung, disziplinären Erweiterung und dem Übergreifen von der Technik aufs Soziale eine ungeheure Blüte. Und nicht weniger erstaunlich war ihr rasches Veralten in den siebziger Jahren, in denen die "Steuerungswissenschaft" ihre Zukunft plötzlich wieder hinter sich hatte - und den Platz für die bescheidener formatierte Informatik räumen musste. Die Macy-Konferenzen, an denen mit Norbert Wiener, John von Neumann und Warren McCulloch die führenden Köpfe der Bewegung beteiligt waren, erweisen sich beim Nachlesen als Phase "des ungeschützten Diskutierens und Ausprobierens", in der Gregory Bateson oder Margaret Mead die Übertragung des Informationsbegriffs auch auf die Humanwissenschaften unternahmen. Aus der Geschichte der Kybernetik lässt sich, so Hagner, vor allem eines lernen, nämlich auf naive technische Utopien zu verzichten, nicht aber auf die "kritisch reflektierte Utopie".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.04.2005

Peter Bexte spricht eine Empfehlung aus. Wer wissen will, was es mit der Kybernetik auf sich hat, wie sich deren Boom von den 50ern bis in die 70er Jahre hinein erklärt und ihre Nachhaltigkeit (Begriffe wie "Feedback", die heute zur Alltagssprache gehören, oder Niklas Luhmanns Systemtheorie), der möge doch die Bände "Cybernetics - Kybernetik" über die berühmten Macy-Konferenzen von 1946-1953 lesen. Die Kybernetik, so Bextes Erklärung für den Erfolg dieser Inter-Disziplin, an der unter anderem Mathematiker, Anthropologen, Psychiater und Philosophen beteiligt sind, "antwortete auf einen Modernisierungsschub". Dessen Essenz war im Wesentlichen die Erkenntnis: Alles ist Information. Und Kybernetik war also die "Theorie für alles". Die beiden Bände versammeln die Protokolle der insgesamt zehn Sitzungen, seinerzeit herausgegeben von Heinz von Foerster, damit er Englisch lerne, jetzt neu ediert von Claus Pias. Vieles vom spirit jener Konferenzen wird auf diesen Blättern eingefangen, so der Rezensent begeistert, die Verwirrungen (Digital? Analog? Was ist noch mal was?), das langsame Herantasten an eine neue Denkweise - kurz, ein Blick "in die Kinderstube der Informationsgesellschaft". Dazu Bildmaterial und bibliografische Angaben. Der zweite Band liefert ergänzende Essays und Dokumente "aus dem organisatorischen Umkreis" der Konferenzen.