Darja Serenko

Mädchen und Institutionen

Geschichten aus dem Totalitarismus
Cover: Mädchen und Institutionen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518431375
Gebunden, 191 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Christiane Körner. Im November 2021 erscheint in Moskau ein schmales Buch mit dem Titel "Mädchen und Institutionen". Darin erzählt die Dichterin und Aktivistin Darja Serenko lakonische Geschichten von den vielen jungen Frauen, die ihr Dasein in den staatlichen Kultureinrichtungen fristen. Es ist eine absurde patriarchale Welt, in der zwar sporadische Solidarität der "Mädchen" untereinander, vor allem aber Misogynie, Bürokratie und Intrige herrschen, grundiert von anschwellendem autokratischem Rauschen. Mit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine geht die Fiktion in einer pervertierten neuen Wirklichkeit auf. Serenko wird aus politischen Motiven für 15 Tage inhaftiert. Noch in der Arrestzelle beginnt sie, ihre Erfahrungen und Gedanken in kurze Texte und Prosagedichte zu fassen. Diese Texte mit dem Titel "Ich wünsche Asche meinem Haus" sind eine wütende und schmerzhafte poetische Auseinandersetzung mit der Gewalt, die der Krieg vor allem für Frauen bedeutet, mit drängenden Fragen von Verantwortung und Schuld, mit Exil, Aktivismus und Widerstand. In Russland können sie nicht erscheinen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 24.10.2023

Rezensentin Sieglinde Geisel bekommt eine Ahnung, was es heißt, in Putins Reich zu leben. Dass die Entscheidung zwischen Mitmachen oder Aussteigen das Leben bestimmt, vermittelt ihr die Aktivistin und Lyrikerin Darja Serenko mit diesem Text um institutionelle Gewalt. Wie sieht der Arbeitsalltag in Russland aus, was bedeutet Denunziation, was die Arbeit im Kollektiv? Die Autorin schreibt darüber laut Geisel aus eigener Erfahrung. Der zweite Teil des Buches ist ein tagebuchartiger Einblick in die Haftbedingungen, die Serenko nach ihren Protesten am eigenen Leib erfahren musste, ergänzt durch Gedichte, Satiren und essayistische Passagen, erklärt Geisel. Auch wenn die Leserin nicht jede Anspielung versteht, mit Christiane Körners Anmerkungen im Band ist es eine aufrüttelnde Lektüre, so Geisel.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 26.09.2023

Rezensentin Olga Hochweis freut sich über die Veröffentlichung zweier Texte der russischen Dichterin Darja Serenko, die inzwischen im georgischen Exil lebt. Der erste beschäftigt sich mit Serenkos Inhaftierung im Jahr 2022 aufgrund eines einzigen Schriftzeichens in einem Instagram-Posting. Der Titel des Texts, führt Hochweis auf, verweist auf die Hoffnung auf einen Neuanfang jenseits des bestehenden russischen Staates. Die Prosa selbst verbindet laut Rezensentin sprachlich elegant Alltagsimpressionen und Reflexion. Wunderbar übersetzt von Christiane Körner ist das außerdem, findet die Rezensentin, die das Lob auch auf den zweiten Text ausdehnt, der sich um Serenkos Erfahrungen in weiblichen Kollektiven dreht. Auch hier sind Unterdrückungsmechanismen nie fern, lernen wir. Gleichwohl ist Serenko keineswegs eine Fatalisten, sondern setzt Hoffnung in die Zukunft, versichert die Kritikerin.