David Haynes

Die Mutter eines anderen

Roman
Cover: Die Mutter eines anderen
Insel Verlag, Leipzig 2000
ISBN 9783458170297
Gebunden, 418 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Peter Knecht. Das bisher so geordnete Familienleben der Johnsons ändert sich radikal, als Paula die Mutter ihres Mannes in ihr Haus holt. Diese nimmt das Angebot nur widerwillig an, sie beharrt auf ihrer Eigenständigkeit und wehrt sich störrisch gegen jede Annäherung. Doch Paula erträgt den Hass, der ihr entgegenschlägt, zunächst unbeirrt. Die alltäglichen Streitereien aber wachsen sich zu einem Kleinkrieg aus, der unerbittlich und erfindungsreich geführt wird. Paula wird in dieser Auseinandersetzung mit den eigenen Unzulänglichkeiten konfrontiert. Der einsame Tod ihrer Mutter quält sie, und sie fühlt sich im Stich gelassen von ihrem Mann, der sich um das Amt des Bürgermeisters bewirbt und nur noch mit dem Wahlkampf beschäftigt ist, genauso wie von den Söhnen, die ihre eigenen Machtkämpfe austragen. Erst spät entdecken die beiden Frauen, dass sie manches verbindet, und sie beginnen zögernd und vorsichtig, ihre unterschiedlichen Erfahrungen zu respektieren. Am Ende brechen sie gemeinsam auf zu einer Reise nach St. Paul.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.01.2001

Der Roman ist Bernadette Conrad sympathisch. Etwas schwer einzuordnen findet sie ihn: "Die Mutter des Anderen" sei kein konventioneller Familienroman, auch kein psychologischer Roman, selbst wenn es die ganze Zeit um Familie, Generationskonflikte, verpasste Chancen, gescheiterte Beziehungen usw. ginge, vor allem aber um das Innenleben dieser in die - verschachtelte - Erzählperspektive geratenen Familie des schwarzen Mittelstands irgendwo in einer Kleinstadt in Missouri. Eine Frau am Krankenbett der Schwiegermutter - hört sich nicht sonderlich spannend an, und doch, so Conrad, sei der Roman ein Beweis dafür, dass es nicht drauf ankäme, was in einem Buch geschieht, sondern "wie es erfahren, verstanden (und also erzählt)" wird. Erzählt würde aus dreifacher Perspektive, weit zurückgreifend in die Vergangenheit, so dass die Lebensgeschichten der Beteiligten geschickt ineinander gesetzt werden. Und endlich mal wieder eine Anmerkung zur Übersetzung: diese findet Conrad bis auf einige umgangssprachliche Patzer gelungen.