Desmond Tutu

Keine Zukunft ohne Versöhnung

Cover: Keine Zukunft ohne Versöhnung
Patmos Verlag, Düsseldorf 2001
ISBN 9783491724563
Gebunden, 238 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Axel Monte und Thorsten Nesch. Der Bericht des Nobelpreisträgers Desmond Tutu über seine Arbeit als Vorsitzender der "Wahrheits- und Versöhnungskommission" zur Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen in Südafrika

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.03.2002

Angetan vom "in der Menschheitsgeschichte ziemlich einmaligen Versuch irdischer Gerechtigkeit", liest Rezensent Florian Sendtner den persönlichen Bericht des Erzbischofs Tutu über die Kommission für 'Wahrheit und Versöhnung' in Südafrika. Weder sollte Rachejustiz geübt noch eine Generalamnestie ausgesprochen werden, vielmehr sollte jedes Opfer angehört werden, und die wenigen Täter, die sich der Kommission stellten, konnten durch ein Geständnis unter Umständen einer Bestrafung entgehen, informiert Sendtner. Damit bekamen die Opfer öffentliches Gehör, was mit normale Gerichtsverfahren aufgrund ihrer Täterorientierung nicht erreicht worden wäre, und die Opfer außerdem zusätzlich traumatisiert hätte, wie Sendtner schreibt. Der Rezensent hält dieses Rechtsmodell dennoch für gescheitert, da viele "Schergen der Apartheid" ungestraft davon gekommen sind. Zudem kritisiert er den Versuch des Autors, sein Versöhnungsmodell auf andere Konfliktherde - etwa im Nahen Osten - zu übertragen. Die Haltung des Bischofs gegenüber der israelischen Politik empfindet Sendtner als "schlichten Antisemitismus".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.01.2002

Der Erzbischof von Kapstadt Desmond Tutu, der sich lange Zeit für das Ende des Apartheid-Regimes eingesetzt hatte und nach dem Regierungswechsel im Jahr 1994 Vorsitzender der Wahrheitskommission wurde, erinnert sich in seinem Buch an die dunklen Seiten des Landes, an Unterdrückung, Rassismus und Gewalt, berichtet Udo Scheer. Ein besonderes Augenmerk legt Tutu, so der Rezensent, auf die Arbeit der Kommission, insbesondere auf den "therapeutischen Effekt der traumatisierten Opfer", die Spannungen, die Diskreditierungen der Gegner, die Belastungen durch die Schilderungen der Gräueltaten sowie auf den Erwartungsdruck, dass dieses weltweit bis dahin einmalige Vorgehen sinnvolle Ergebnisse zeitigen solle. Die Erinnerungen des Bischofs haben Scheer beeindruckt, trotzdem aber sieht er Tutus Appell für Versöhnung und Vergebung angesichts der Arbeitslosigkeit und Kriminalität in Südafrika größeren Schwierigkeiten ausgesetzt als der Autor eingestehen wolle.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.11.2001

Der Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu beschreibt seine Arbeit als Vorsitzender von Südafrikas Wahrheits- und Versöhnungskommission. Christlich-religiöse Rhetorik und Symbolik, mit der Tutu laut Rezensent Andreas Eckert schon die Kommission prägte, finden sich auch in seinen Aufzeichnungen wieder, aber auch sehr eindringliche Schilderungen der seelischen Belastungen, denen die Beteiligten während der Anhörungen zu Menschenrechtsverletzungen unter dem Apartheid-Regime ausgesetzt waren. Zu recht, meint Eckert, hebt Tutu hervor, wie wichtig die Aufarbeitung der Vergangenheit gewesen sei, aber auch wie begrenzt die Möglichkeiten eines Ausschusses sind, Versöhnung zu schaffen.