Dima Wannous

Dunkle Wolken über Damaskus

Erzählungen
Cover: Dunkle Wolken über Damaskus
Edition Nautilus, Hamburg 2014
ISBN 9783894017965
Gebunden, 128 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Larissa Bender. Mit einem aktuellen Vorwort der Autorin. Dima Wannous erzählt vom Leben der Menschen vor Beginn der syrischen Revolution 2011. Es sind zerstörte und gestörte Persönlichkeiten, die Wannous beschreibt; unfähig, angepasst, verängstigt, Kriecher, arme Schlucker, und alle Opfer einer alles beherrschenden Diktatur. Maha, soeben befördert, hat hart um die Position der Redaktionsdirektorin gekämpft: durch umsichtiges Hofieren, vorauseilenden Gehorsam und regierungstreue Meinung. Endlich ist es soweit, doch ihr wird klar, dass der Stuhl einer Direktorin nicht nur erobert, sondern auch verteidigt werden will. Sahar, eine junge, hübsche Frau mit einem kleinen, dicken, haarigen Ehemann, verbringt ihre Tage mit dem Observieren der Nachbarn durch ihr Fenster sowie mit Koranunterricht durch eine Witwe aus der Nachbarschaft, die erstaunliche Handreichungen zu Keuschheit und Prostitution in der Ehe gibt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.02.2015

Einblick in die finsteren Machenschaften im Staat Syrien vermittelt diese von Larissa Bender übersetzte Erzählsammlung von Dima Wannous der Rezensentin. Wie sah es aus, das Leben unter Assad? Wenn die Autorin Opportunisten und Profiteure porträtiert, Funktionäre, Huren und Duckmäuser, scheint sie für Rezensentin Angela Schader vieles in Erinnerung zu rufen, was der Bürgerkrieg verdeckt. Das alte Regime der Lauscher und Spitzel in diesen Geschichten und wie die Autorin Befindlichkeiten auf die Objektwelt überträgt, sodass sogar Zypressen matt aussehen und ein Platz zu frösteln beginnt, haben Schader ganz schön zugesetzt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.01.2015

Die Autorin Dima Wannous ist, neben einigen anderen, eine aussichtsreiche Kandidatin dafür, eines Tages das arabische Pendant zu "Krieg und Frieden" zu verfassen, meint Stefan Weidner. Der vorliegende, im Original bereits 2007 veröffentlichte Erzählungsband gibt ihm nicht nur zu dieser Hoffnung allen Anlass, sondern erweist sich auch aufschlussreich als Rückblick auf die Zeit vor dem syrischen Bürgerkrieg: Hätte man nur dieses Buch gekannt, die Proteste hätte man damals schon mit Sicherheit prognostizieren können - und dies schon wegen der drückenden Depressionen, die unter Dima Wannous sich im wesentlichen aus Regimeprofiteuren rekrutierendem Figurenensemble grassieren. Auch künstlerisch verdienen diese Geschichten Respekt, erklärt der Rezensent: Die Autorin skizziert ihre Figuren zwar lediglich, doch dies dafür "mit der Präzision eines Rasiermessers". Ihre spöttische Haltung insbesondere gegenüber der floskelhaften Staatsrhetorik macht eine achtsame Lektüre nötig, die von der guten Übersetzung gestützt wird, führt Weidner weiter aus.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.01.2015

Christiane Müller-Lobeck empfiehlt Dima Wannous' bereits 2007 im arabischen Original erschienenen Kurzgeschichten gegen das Gefühl, sämtlichen syrischen Schriftstellern hätte es die Sprache verschlagen und für einen Blick auf das großstädtische Syrien und das Arrangement seiner Bewohner mit Assads Syrien. Das Gespür der Autorin für Gesten und die milde erzählerische Ironie machen die Texte für Müller-Lobeck lesenswert. Beim Lesen lernt sie die Karrieretricks der syrischen Städter kennen und die "erbarmungswürdige" Menschlichkeit von Wannous' Figuren, deren Geschichten für sie "oft ins Groteske" kippen.