Khaled Khalifa

Der Tod ist ein mühseliges Geschäft

Roman
Cover: Der Tod ist ein mühseliges Geschäft
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
ISBN 9783498047023
Gebunden, 224 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. Eine Reise durch Syrien der besonderen Art: Die drei Geschwister Fâtima, Hussain und Bulbul transportieren in Hussains Minibus ihren in einem Damaszener Krankenhaus verstorbenen Vater. Sein letzter Wunsch war es, in seinem Heimatdorf bestattet zu werden. Was in früheren Zeiten problemlos zu bewältigen gewesen wäre, wird im Krieg zur fast unlösbaren Aufgabe. Das Land ist durchsetzt von Straßensperren konkurrierender Kampftruppen. Eine Reihe skurriler Hindernisse stehen den Reisenden im Weg: An einem von Islamisten eingerichteten Checkpoint muss eine Religionsprüfung abgelegt werden. Und an einer anderen, von der staatlichen Armee aufgebauten Straßensperre, wird sogar der Leichnam für eine Weile inhaftiert, weil sich der Name des Vaters auf einer Liste gesuchter Personen befindet. Während der umständlichen, langen Autofahrt von Damaskus im Süden bis in das väterliche Heimatdorf nördlich von Aleppo hängen die drei Geschwister ihren Gedanken und Erinnerungen an das Familienleben nach.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.07.2018

Andreas Fanizadeh bekommt Hoffnung auf ein anderes Syrien mit dieser Flaschenpost aus Damaskus des in seinem Land ausharrenden und schreibenden Khaled Khalifa. Wie sich der Autor mit den Mitteln der Literatur den Zumutungen des Krieges widersetzt und mit seiner Novelle einen Roadtrip durch das zerstörte Land vorlegt, findet der Rezensent bemerkenswert. Der Text bietet ihm ein anderes Bild als die Berichte in den Medien. Die Geschichte dreier Geschwister, die sich auf die Reise von Checkpoint zu Checkpoint durch eine Trümmerlandschaft machen, um ihren Vater in seinem Heimatort zu beerdigen, liest Fanizadeh als Allegorie einer traumatisierten Gesellschaft. Khalifas von Larmoyanz freier Galgenhumor und sein literisches Raffinement findet der Rezensent erstaunlich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2018

Rezensentin Lena Bopp ist der Meinung, dass keiner Syrien so nahe kommt wie Khaled Khalifa. Seine Geschichte dreier Geschwister auf einem Horror-Roadmovie zur Beerdigung des Vaters durch das von Checkpoints zerstückelte Land führt Bopp nicht nur die historischen Hintergründe der Katastrophe vor Augen, das gegenwärtige Leid, die Angst, die Denunziation und die daraus folgende Überanpassung. Sie erzählt auf einer persönlichen Ebene auch von einer Familie und ihrem Unglück, Sehnsüchten, Lügen und Geheimnissen, für Bopp etwas höchst Vertrautes. Der laut Bopp über allem schwebenden Frage der Identität (im Krieg) erteilt der Autor damit eine eher pessimistische Antwort, meint sie.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.05.2018

Angela Schader schnürt es die Kehle zu beim Lesen von Khaled Kalifas Roman. Das Versagen der zivilisierten Welt in Sachen Syrien wird ihr eindringlich bewusst, wenn der Autor eine Familie, die ihr Oberhaupt beerdigen möchte, auf Spießrutenlauf durch die Checkpoints des Landes zwischen Damaskus und Aleppo schickt. Die Willkür, Gewalt und Absurdität der Verhältnisse scheint auf, meint sie, staunend über Khalifas Fähigkeit, genaue Psychogramme seiner Figuren zu zeichnen. Eine zwingende Lektüre, die ein versiegeltes, versehrtes Land von innen zeigt, so Schader.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.04.2018

Cornelius Wüllenkemper bewundert Khaled Khalifas Mut, weiter in Syrien auszuharren und aufzuschreiben, was laut Rezenensent, als "Geist des inneren Exils" auch in diesem Text für den Leser spürbar ist - eine stille Revolution gegen den Krieg. Dass die Figuren in dem ersten auf Deutsch erscheinenden Roman des Syrers keine Helden sind, macht sie für Wüllenkemper erst greifbar. Die Geschichte um drei Geschwister, die ihren toten Vater an seinen Geburtsort überführen wollen und dafür eine Reihe von Bedrohungen an Checkpoints und in Bombardements zu überstehen haben, der Bericht aus einem zerstörten Land, wirkt auf den Rezensenten weder anklagend noch sentimental, sondern nüchtern bis zum Sarkasmus.
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