Dirk Wittenborn

Casper

Roman
Cover: Casper
DuMont Verlag, Köln 2007
ISBN 9783832180348
Gebunden, 477 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Angela Praesent. Yale, Anfang der Fünfziger Jahre. Assistenzprofessor Dr. William Friedrich ist ehrgeizig, kinderreich und unterbezahlt, als er einem exotischen Wirkstoff auf die Spur kommt, in dem er eine pharmazeutische Sensation wittert. Das ideale Versuchskaninchen scheint Casper zu sein, ein kontaktgestörter, lebensmüder Überflieger - Physikstudent und Freund von Friedrichs großer, glücklicher Familie. Das Mittel verwandelt Casper in einen spektakulär erfolgreichen Aufsteiger - bis er eines Tages zum Killer wird. Fortan prägt Casper als wiederkehrender Alptraum das Leben der Friedrichs - und insbesondere das Leben von Zach, dem Sohn, der erst nach der Katastrophe geboren wurde. Furios und mitreißend entfaltet sich der turbulente tragikomische Roman einer Familie in jener pharmagläubigen Zeit, als die Lifestyledrogen weltweit laufen lernten und Selbstfindung Pillenform anzunehmen schien.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.02.2008

Ausgesprochen lesenswert findet Rezensent Axel Waldau diesen Roman, der seinen Informationen zufolge im Amerika der Fünfziger Jahren zur Zeit der ersten Psychopharmaka spielt. Erzählt werde die Geschichte des "sozial inkompetenten" Titelhelden Casper, den die im Zuge einer Versuchsreihe an der Yale-Universität verabreichten Gemütsaufheller zum eloquenten Society-Menschen machen, bis er am Ende in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik landet. Zwar hat die Spannungskurve des Romans mitunter ihre Schwächen, wie man liest. Trotzdem folgt der Rezensent der Handlung immer wieder atemlos, und vergleicht das Buch in seinen besten Momenten mit den Gesellschaftspanoramen von Autoren wie Jonathan Franzen oder Richard Ford. Allerdings listet Waldau auch wichtige Punkte auf, an denen sich Dirk Wittenborns Buch aus seiner Sicht von amerikanischen Vorbildern abhebt: dem Genremix aus Thriller, Campus-Roman und Coming-of-Age-Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.11.2007

"Ein Buch wie eine Psychoanalyse", schreibt Rezensentin Meike Hauck beeindruckt, weil es sich aus ihrer Sicht weiter als viele andere in die Abgründe "unseres Verhaltens und unserer Ängste" wagt. Nur auf den ersten Blick fügt sich der Roman und seine scheinbar recht einfache Geschichte für die Rezensentin in die Kategorie des amerikanischen Bildungs- und Familienromans. Tatsächlich aber ist "Casper" aus ihrer Sicht fast schon kein Buch mehr, sondern ein Wesen mit Eigenleben, das seine Leser (also auch sie) verfolgt. Es geht um einen Psychologen in den fünfziger Jahren, dessen Patient (und Sohn) nach einem Experiment mit einem Psychopharmakum den Verstand verlor. Das Buch erzählt nun, wenn man die Zusammenfassung der Rezensentin richtig versteht, wie die Familie mit dem Drama fertig wird, es verdrängt und sich schließlich mit der Wiederkehr des Verdrängten konfrontiert sieht. Und zwar augenscheinlich so eindringlich, dass sich die Rezensentin vor dem Buch zu fürchten beginnt.
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