Dragan Velikic

Das russische Fenster

Roman
Cover: Das russische Fenster
dtv, München 2008
ISBN 9783423246859
Kartoniert, 399 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Serbischen von Bärbel Schulte. Belgrad, Ende der neunziger Jahre: Rudi Stupar, gescheiterter Schauspielschüler, halbherziger Germanistikstudent und professioneller Spaziergänger, schlingert durchs Leben. Als sein Vater stirbt, seine Freundin ihn betrügt und die endgültige Einberufung zum Wehrdienst droht, entschließt er sich, vorübergehend nach Budapest zu gehen. Dann fallen Bomben auf Jugoslawien, Rudis Exil wird unfreiwillig, und anstatt sich weiter treiben zu lassen, wird er nun zum Getriebenen ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.04.2009

Der von ihm geschätzte "souveräne Kompositeur" Dragan Velikic überrascht den Rezensenten mit seinem jüngsten Roman "Das russische Fenster" durch die vielen Sprünge, Nebengeschichten und Perspektivwechsel. Dass Karl-Markus Gauß trotzdem gefesselt bei der Stange bleibt, sieht er vor allem der großen Erzählkunst des serbischen Autors geschuldet, der besonders in den Nebensächlichkeiten und Details seine ganze Kunst entfaltet, wie der Rezensent schwärmt. In drei großen Kapiteln werden einmal die Erinnerungen des Dirigenten Danijel ausgebreitet, dann, im Zentrum des Romans das Leben des verkrachten Studenten und Melancholikers Rudi erzählt, der, weil er nicht in den Jugoslawienkrieg will, nach Budapest ins Exil geht. Schließlich werden im dritten Kapitel weitere mit der Hauptfigur lose verbundene Lebensgeschichten geschildert und am Ende - als "postmoderne Draufgabe" - entrüstet sich ein "Unbekannter", Velikic habe ihm eine fremde Biografie untergeschoben. Und das ist dann auch das Stichwort, mit dem Gauß das ureigene Betätigungsfeld des Autors erkennt, im Ausprobieren oder Unterschieben fremder Geschichten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.03.2009

Dragan Velikics Roman "Das russische Fenster" hat Uwe Stolzmann wunderbar gefallen. Nicht verhehlen kann er, dass auch das achte Werk des Autors nicht gerade leicht zugänglich ist. Als ein wenig sperrig, postmodern verspielt, voller Bezüge und Anspielungen, sprachlich "auf hohem Niveau" beschreibt er das Buch, dessen roten Faden man bisweilen mit der Lupe suchen muss. Bleibt man als Leser allerdings am Ball, wird man nach Ansicht des erfreuten Rezensenten vielfach belohnt. Besonders schwärmt er vom "eindringlichen" Bild der jugoslawischen Provinz, von schrägen Lovestorys und von den "betörenden Bildern", die der Autor für die obsessive Reisebegeisterung einer der Hauptfiguren findet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.12.2008

Rezensent Michael Martens geht mit dem jüngsten Roman von Dragan Velikic, der zurzeit serbischer Botschafter in Österreich ist, sehr streng ins Gericht und würde ihm am liebsten wegen mangelnder "Aufsichtspflicht" das "Sorgerecht" für sein Buch entziehen. Die Handlung lässt sich aus Sicht des verärgerten Rezensenten schnell zusammenfassen: Rudi Stupar, die Hauptfigur, lässt sich von Belgrad nach Budapest, Hamburg und München treiben und macht sich, während er überwiegend mit der Bahn unterwegs ist, Gedanken über das Leben und alles mögliche andere. Dass der Roman keine stringente Geschichte erzählt, wäre in den Augen Martens nicht schlimm, wenn nicht Sprache und Gedanken Rudis von so ausgesuchter Banalität und Belanglosigkeit wären. Neben Unmut macht sich im Rezensenten Langeweile breit und er fragt sich, was aus dem einstmals so versierten Erzähler Velikic geworden ist. Dabei lässt er keinen Zweifel daran, dass die Übersetzung ins Deutsche keine Schuld am flächendeckenden Scheitern dieses Buches trifft, das er nur als "Entgleisung" bezeichnen kann.
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