Egon Bahr

Das musst du erzählen

Erinnerungen an Willy Brandt
Cover: Das musst du erzählen
Propyläen Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783549074220
Gebunden, 237 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Kennengelernt haben sie sich Ende der fünfziger Jahre. Als Regierender Bürgermeister von Berlin machte Willy Brandt den RIAS-Journalisten Egon Bahr zum Senatssprecher. Nach dem Mauerbau entwarfen sie gemeinsam jene Ostpolitik, die bis heute als die große Leistung der Kanzlerschaft Brandts gilt. Als engster Vertrauter folgte Bahr Willy Brandt ins Auswärtige Amt und dann ins Kanzleramt. In Brandts Auftrag verhandelte er die Ostverträge und war im Triumph des gescheiterten Misstrauensvotums wie in der bittersten Stunde des Rücktritts an seiner Seite. Aber auch jenseits der Politik waren sie Vertraute und Freunde. Bahr schöpft aus einer Fülle unbekannter Anekdoten, die uns Willy Brandt menschlich nahe bringen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.08.2013

Egon Bahrs Buch "Das musst du erzählen!" über seine Erinnerungen als SPD-Ostpolitiker an der Seite Willy Brandts wäre sicherlich wohlwollend bis gleichmütig zur Kenntnis genommen worden, hätte Bahr darin nicht dem damaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner Verrat vorgeworfen, vermutet Robert Leicht. Eine so schwere Anschuldigung will der Rezensent aber nicht unhinterfragt lassen, und seine Recherchen widersprechen Bahrs Version der Geschichte vollkommen, berichtet er. Weder war Wehner ein Freund Honeckers, noch arbeitete er gegen die Wiedervereinigung, seine Reise in die DDR unternahm er auf Geheiß Willy Brandts, der seinerseits dafür gesorgt hat, dass Wehner bei seiner Rückkehr von Journalisten in Empfang genommen wurde, erklärt Leicht. Ja, Wehner war gegen eine erneute Kanzlerschaft Brandts und mancher mag sein Vorgehen in dieser Sache brutal finden, weiß der Rezensent, Verrat - oder gar Hochverrat - kann ihm aber niemand vorwerfen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.04.2013

Hätte jemand anderes als Egon Bahr dieses Buch geschrieben, Hartmut Palmer sähe es schon Plagiatsvorwürfe hageln. Aber auch wenn Palmer viele Passagen schon aus Bahrs Buch "Zu meiner Zeit" kennt, möchte er aber eines festhalten: Bahr hat nicht bei Bahr abgeschrieben, Bahr hat einfach ein verdammt gutes Gedächtnis und erzählt deshalb die gleichen Geschichten wie gehabt, ist ja schließlich so passiert. Anspruch auf Objektivität stellt er dabei nicht, erklärt der Rezensent, aber für faszinierende Einblicke reicht "subjektiv" auch vollkommen aus. Es geht, wie dem Untertitel zu entnehmen, um Bahrs Erinnerung an Willy Brandt, als Freund und als Politiker. Mit politischen Kontrahenten Herbert Wehner wird inzwischen allerdings etwas härter abgerechnet, stellt Palmer fest, von Altersmilde keine Spur. Weniger ein Buch für Historiker, für das heutige Publikum aber sicher aufschlussreich, meint der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2013

Enthüllungen erwartet Rainer Blasius gar nicht erst. Doch dass Egon Bahr "seinen" Willy mitunter verteidigt und dessen menschliche Stärken hervorhebt, das schon. So liest der Rezensent den Band als willkommene Ergänzung zu Bahrs Memoiren. Über die Große Koalition von '66 weiß ihm der Autor zu berichten, aber auch alte Parteischlachten erneut zu schlagen und Brandt als Baumeister der Ostpolitik zu kennzeichnen, sich selbst jedoch als Architekt.
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