Fred Wander

Das gute Leben

oder Von der Fröhlichkeit im Schrecken
Cover: Das gute Leben
Wallstein Verlag, Göttingen 2006
ISBN 9783892448556
Gebunden, 400 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

»Ich bin unterwegs, mein Gepäck ist leicht«, lautet der letzte Satz dieser Lebenserinnerungen. Fred Wander schreibt ihn als fast Neunzigjähriger, gleichermaßen eine lange und fürwahr bewegte Lebensstrecke bilanzierend und einen Blick nach vorn werfend. Dieser Satz kann vielleicht als eine Art Lebensmotto Wanders gelesen werden: Er hat sich eine durch nichts zu erschütternde Neugier auf das Leben bewahrt, trotz aller Demütigungen, die er schon als jüdischer Junge im Wien der zwanziger Jahre erfahren mußte, trotz aller existentiellen Gefährdungen, denen er an den wechselnden Exilorten der Enddreißiger und schließlich in den Konzentrationslagern Buchenwald und Auschwitz ausgesetzt war. Er, der allen Grund zu Bitterkeit hätte, erzählt mit einer fast fröhlichen Leichtigkeit von den »kleinen Leuten«, bei denen er immer wieder Solidarität und Hilfe fand: etwa als er 1938 ohne Gepäck und ohne Geld in Paris ankam, später auf den Stationen der Flucht durch Europa und in den Lagern.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.06.2006

Beeindruckt zeigt sich Beatrix Langner von Fred Wanders Erinnerungen, die jetzt in einer erweiterten Fassung vorliegen. Sie schildert das wechselreiche Leben des 1917 in Wien als Sohn ostjüdischer Emigranten geborenen Reporters und Schriftstellers, berichtet über dessen Wanderleben zwischen Wien, Paris und Marseille, die Inhaftierung in deutschen KZs und die Zeit in der DDR, wo die Mehrzahl seiner Bücher erschien. In diesem Zusammenhang würdigt sie auch seine Erzählung "Der siebente Brunnen" über Auschwitz und Buchenwald, eines der wichtigsten Bücher über die Todeslager. Besonders gefreut hat sich Langner über Briefe und Tagebuchaufzeichnungen von Wanders Frau Maxie, die in seinen Erinnerungen veröffentlicht werden. Insgesamt bescheinigt sie Wanders Erinnerungen, vor allem seinen Schilderungen der Gefangenschaft, eine ähnlich hohe Intensität wie seinen wichtigsten Büchern. Schließlich gelingt es dem Autor nach Einschätzung Langners, die "fest gewordene Erinnerung" in einen "leuchtenden Strom des Lebens" zurückzuverwandeln.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2006

Wer kennt diesen Mann außerhalb der Ex-DDR noch, fragt Rolf Michaelis. Dabei lebt Fred Wander heute noch - der Name ist das Pseudonym des Kommunisten Fritz Rosenblatt, der von den Nazis ins KZ verschleppt wurde, dieses überlebte und mit "Der siebente Brunnen" eine der bekanntesten Lagererzählungen geschrieben hat. In Wien lebt er also heute noch, hochbetagt, wohin er in den 80er Jahren, nach dem Tod seiner Frau Maxie Wander, aus der DDR zurückkehrte. In Wanders Erinnerungen, bedauert Michaelis, erfährt man leider außer den Inhalt einiger bewegender Briefe fast gar nichts über Maxie Wander, die mit ihrem Interview-Buch "Guten Morgen, du Schöne" ihrerseits die prüde DDR so verstört hatte. Um so mehr kehrt Wander in seinen Erinnerungen in die Haftzeit zurück, die er mit ihren Schrecken und auch um so intensiver empfundenen Freuden schildert. Das bestimmende Gefühl ist Zeit seines Lebens die Fremdheit geblieben, fasst Michaelis zusammen, das gilt wohl auch für die DDR, in der er nie so richtig heimisch wurde. Dem Verlag hätte es gut angestanden, kritisiert der Rezensent, einige Wiederholungen und leicht "predigerhafte Töne" im Text zu streichen.