Hans-Jürgen Heinrichs

Der kürzeste Weg führt um die Welt

Cover: Der kürzeste Weg führt um die Welt
Die Andere Bibliothek, Berlin 2020
ISBN 9783847704294
Gebunden, 420 Seiten, 44,00 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort von Durs Grünbein. Hans-Jürgen Heinrichs ist ein Weltreisender mit umfassendem Wissen über europäische und außereuropäische Kulturen. Sein Unterwegssein ist eine nicht endende Suche, die das eigene Leben meint, um die Wahrheit über die eigene Geschichte herauszufinden, wahrer als eine Autobiografie. Von Jugend auf sucht er das Glück der Begegnung - in Europa, Afrika, im Vorderen Orient und im Pazifischen Raum. Ebenso setzt er sich mit den künstlerischen Entwürfen in Literatur, Film, Theater und Philosophie auseinander; immer nach Spuren suchend, auch als Begründer des Qumran Verlags, in dem er neue Entwicklungen in der französischen Ethnologie, Psychoanalyse und Literatur im deutschsprachigen Raum bekannt macht.
"Der kürzeste Weg führt um die Welt" erzählt von unvorhersehbaren, oft geheimnisumwitterten, glück- und schreckerfüllten Pfaden, die zum Verstehen der Menschen und der Welt führen sollen, allen Widerständen zum Trotz. Seine oft von Zufällen und anderen als den vorgesehenen Wegen geleiteten Reisen führen Hans-Jürgen Heinrichs durch die syrische Wüste, den Nil hinunter Richtung Sudan, zu den Bergen der Nuba, an deren Leben er teilhat; und er erlebt noch legendäre Städte wie Timbuktu oder Agadez. Die Freundschaft mit Ethnologen oder Ethnopoeten wie Hubert Fichte, Paul Parin und Fritz Morgenthaler begleitet ihn dabei.
Hans-Jürgen Heinrichs versteht Leben als die hohe Kunst der Anverwandlung an ein inneres Bild, das andere Menschen in uns hinterlassen und auf diese Weise, im schreibenden Erinnern, weiterleben. Es sind viele Namen darunter - das zentrale Kapitel "Eine Liebe in Rom" erzählt von Ingeborg Bachmann, vom filmischen Austausch mit Jean-Marie Straub, Danièle Huillet und Pierre Clément sowie von den Musik-Gesprächen mit Hans Werner Henze. Und immer wieder ist es der Kosmos von Paris, in dem Hans-Jürgen Heinrichs zu lebensweisenden Begegnungen findet - mit Michel Leiris, Nathalie Sarraute oder Peter Handke, mit dem ihn Poesie und Leidenschaft verbinden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.03.2021

Rezensent Helmut Böttiger lässt Kritik an Hans-Jürgen Heinrichs Erinnerungsbuch nur höchst unterschwellig anklingen. Etwa scheint ihm der Kenner-Gestus - Heinrichs kennt seit den 60er Jahren augenscheinlich Gott und die literarische Welt von Berlin bis Rom - durchaus strapaziös zu sein. Dann wieder nehmen Böttiger der "traumwandlerische" Gang durch die Kulturmilieus, all die Begegnungen, Affären und Intrigen gefangen wie ein Hollywood-Streifen. Vielleicht liegt ja gerade in den (Selbst-)Stilisierungen das Aufschlussreiche des Buches, mutmaßt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.01.2021

Enervierend und faszinierend zugleich findet Rezensent Jürg Altwegg Hans-Jürgen Heinrichs' Erzählungen vom Nabel der Welt, der niemand anders als der Autor selbst ist, wie Altwegg schnell feststellt. All die Begegnungen mit Sartre, Sarraute, Cioran, Bachmann, Handke, von denen Heinrichs hier berichtet, provozieren beim Rezensenten ein müdes Gähnen. Einerseits. Fasziniert scheint er hingegen von Heinrichs, wenn er von seiner Mutter erzählt. Etwas mehr Selbstironie hätte dem Buch gut gestanden, findet er. Und es scheint, als wäre ihm wohler, hätte Heinrichs seine Erinnerungen bloß erfunden.
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