Friedrich Kießling

Die undeutschen Deutschen

Eine ideengeschichtliche Archäologie der alten Bundesrepublik 1945-1972
Cover: Die undeutschen Deutschen
Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2012
ISBN 9783506773968
Gebunden, 461 Seiten, 58,00 EUR

Klappentext

Wie es den Westdeutschen nach 1945 gelang, Wege in eine demokratische, pluralistische Zukunft zu finden, ist eine der großen Fragen an die Geschichte der alten Bundesrepublik. Die Arbeit gibt neue und in manchem überraschende Antworten: Bedeutende Intellektuelle fanden keineswegs nur gegen, sondern häufig mit und durch die eigene Tradition in die neue Ordnung. Gerade darin liegt ein Grund für den Erfolg der Bonner Demokratie. Das Buch bietet eine umfassende Analyse intellektueller Strömungen in der Bundesrepublik von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die 1970er Jahre. Manche Bereiche, wie die Geschichte der Zeitschrift 'Merkur', werden dabei zum ersten Mal überhaupt systematisch dargestellt. Über 20 Jahre nach der Wiedervereinigung werden so die ideengeschichtlichen Konturen der ersten drei Jahrzehnte des Bonner Staates in ihrem Facettenreichtum sichtbar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2012

Geschichte sieht anders aus, meint Carsten Kretschmann nach der Lektüre des Buches von Friedrich Kießling. Dabei nimmt sich der Autor laut Kretschmann durchaus Löbliches vor, indem er auf die Kontinuitäten in der deutschen Geschichte nach '45 abzielt. Allerdings klingt das, was Kießling schließlich aus den in der "Wandlung", im "Ruf", im "Merkur" und in den "Frankfurter Heften" geführten intellektuellen Debatten der 50er und 60er Jahre herausarbeitet, dem Rezensenten dann doch eher altvertraut als neu und aufregend. Dem Autor gelingt es laut Kretschmann nämlich weder die tatsächlichen Dimensionen der historischen Kontinuitäten zwischen Zweitem Weltkrieg, Drittem Reich, Weimarer und Bonner Republik herauszuarbeiten noch die Verschiebungen im Einzelnen zu erläutern. Darüber hinaus scheint dem Rezensenten das von Kießling abgesteckte Feld der genannten kulturpolitischen Zeitschriften dann doch viel zu begrenzt zu sein, um verlässlich Schlüsse ziehen zu können. Ideengeschichte ist dann doch ein viel weiteres Feld, meint der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.07.2012

Rezensent Jens Hacke, selbst Verfasser einer Studie über die liberalkonservative Begründung der Bundesrepublik, lässt an dieser Habilitation des Historikers Friedrich Kießling kein gutes Haar. Kießling erklärt darin die Ideengeschichte der frühen Bundesrepublik als Rückgriff auf geistesgeschichtliche Traditionen der Vorkriegszeit, wobei er zum Gegenstand seiner Untersuchung die kulturpolitischen Zeitschriften "Die Wandlung", "Der Ruf", "Merkur" und die "Frankfurter Hefte" im Zeitraum von 1945 bis 1972 gewählt hat. Diese Auswahl findet der Rezensent so willkürlich wie unplausibel. So sei "Der Ruf" doch schon 1949 eingestellt worden, das Kursbuch fehle ganz, und warum 1972 einen geistesgeschichtlichen Endpunkt setzen soll, während die Brüche der sechziger Jahre "zugekleistert" werden, das will dem Rezensenten auch nicht einleuchten. Überhaupt tauchen Debatten in diesem Buch nicht auf, moniert Hacke, es gibt keine Netzwerke, keine Freundschaften, keine Rivalitäten, nur weltentrückte Denker, die die großen Linien vorgeben. Und was der Titel besagen will, hat der Rezensent auch nicht verstanden.
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