Fritz Breithaupt

Kultur der Ausrede

Cover: Kultur der Ausrede
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783518296011
Kartoniert, 235 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Warum erzählen Menschen? Wie haben sie Erzählen gelernt? Welche kulturellen Leistungen sind mit dem Erzählen verbunden? Und was ist Erzählen überhaupt? Auf diese Fragen gibt Fritz Breithaupt eine verblüffende Antwort. Erzählen erlaubt es, Ausreden vorzutragen. Wer eine Ausrede hat, kann den Kopf aus der Schlinge ziehen. Das Wesen der Ausrede besteht darin, neue, meist komplexere Beschreibungen für bereits beurteilte Handlungen zu liefern. In der ersten Ausrede der Menschheitsgeschichte bekennt Adam zwar, dass er den Apfel aß, bestreitet aber seine Verantwortung, da Eva ihm die Tat eingeflüstert habe. Beginnend mit dieser Urszene, verfolgt das Buch die ineinander verschlungenen Pfade von juristischer Verantwortung und Literatur und zieht dabei auch evolutionsbiologische Erkenntnisse heran.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.04.2012

Glaubt man Detlev Claussen, so haben wir es bei Fritz Breithaupts "Kultur der Ausrede" mit der Frucht einer auf Zweckmäßigkeit und Selbstvermarktung angelegten Geisteswissenschaft zu tun, die leider nicht vom "Baum der Erkenntnis" gepflückt ist. Der Literaturwissenschaftler Breithaupt strebt mit diesem und seinen anderen Büchern, auf die er wiederholt hinweist, gleich eine ganze Kulturgeschichte an, die sich zwar in Bescheidenheitsfloskeln ergeht, sich aber trotzdem auf Wissenschaftlichkeit pocht, meint der Rezensent. Claussen allerdings findet hier für seinen Geschmack eine allzu ungenaue Begrifflichkeit und ein Wissenspotpourri, das beim Sündenfall als Urszene der Ausrede ansetzt. Und so sind es vor allem "unklare Sinngehalte", denen Breithaupt nicht zuletzt mit "sprechakttheoretischen" Verrenkungen wissenschaftliche Glaubwürdigkeit zu verleihen sucht, meint der Rezensent wenig beeindruckt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.02.2012

Sehr anregend, aber nicht restlos überzeugend fand Thomas Groß Fritz Breithaupts Abhandlung "Kultur der Ausrede", in der er aus der Ausrede eine Erzähltheorie zu entwickeln versucht. Nach dem in Bloomington lehrenden Literaturwissenschaftler ist die Ausrede eine Entgegnung auf eine Anklage, die einer Weltsicht eine andere entgegensetzt, wie das Erzählen eben auch, erklärt der Rezensent. Der Autor begibt sich auf kognitionswissenschaftliches Gebiet, operiert mit Narrations- und Sprachtheorie, vertieft sich in Psychologie und Evolutions- und Verhaltensbiologie, um seine Theorie des Erzählens zu untermauern, stellt Groß fest. Nicht immer findet er die herangezogenen Argumente wirklich plausibel oder nachvollziehbar miteinander verbunden. Was ihm an diesem Versuch aber sehr sympathisch ist, ist, dass der Autor keinen "großen Wurf", sondern einen leichtfüßigen Essay darbietet und als solchen hat der Rezensent ihn offensichtlich gern gelesen.
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