Gabriel Zuchtriegel

Vom Zauber des Untergangs

Was Pompeji über uns erzählt
Cover: Vom Zauber des Untergangs
Propyläen Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783549100486
Gebunden, 240 Seiten, 29,00 EUR

Klappentext

Ein neuer Blick auf Pompeji und die befreiende Kraft der Kultur. Garküchen, ein Sklavenzimmer, griechische Theater, Villen, Thermen und Tempel - die Ausgrabungen in Pompeji offenbaren eine Welt. Doch was hat sie mit uns zu tun? Gabriel Zuchtriegel legt dar, dass verschüttete Altertümer, starre Ruinen und schweigende Bilder uns noch heute verändern können. Fast täglich kommt er bei seiner Arbeit an der Kreuzung der zwei Hauptachsen Pompejis vorbei, steht da, wo am Morgen des 25. Oktober im Jahr 79 n. Chr. eine ganze Stadt unter Asche und Geröll versank. Wenn Zuchtriegel die Skulptur des im Schlaf überraschten Fischerjungen sieht, muss er an seinen Sohn denken, der sich genauso einrollt, um nicht zu frieren. Dass solche Momente wesentlich sind, um zu vermitteln, was die Antike mit uns zu tun hat, darum geht es in diesem Buch. Gabriel Zuchtriegel bringt uns anhand der archäologischen Entdeckungen vom 19. Jahrhundert bis heute neben Ausgrabungstechniken auch Fragestellungen näher, die mit dem Wandel der Gesellschaft und unserer Gegenwart verknüpft sind. Das alles verbindet er mit seinem Werdegang als Archäologe, der Pompeji nicht nur als Weltkulturerbe erhalten möchte, sondern sich dafür einsetzt, dass alle diesen Ort als den ihren begreifen. 

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.06.2023

Rezensentin Sabine Seifert freut sich über den frischen Wind, den Gabriel Zuchtriegel mit seinem Buch in die archäologische Szene bringt. Denn der 1981 geborene und damit als Vertreter einer neuen Generation gehandelte Direktor des Archäologischen Parks von Pompeji setzt sich in seinem Buch über die untergegangene Stadt auch mit Themenfeldern auseinander, die in seinem Fachgebiet bisher wenig Beachtung erfuhren, lobt Seifert: So etwa mit sexueller Gewalt, die die antike Mythologie durchzog und dabei so selbstverständlich war, dass es gar keine Begriffe dafür gab, oder auch mit Postkolonialismus und Diskursanalyse, so die Kritikerin. Dass Zuchtriegel sein Buch in Richtung solcher Themen öffne und in diesem Zuge auch sein eigenes Hadern mit der Archäologie in seinem beruflichen Werdegang thematisiere, findet Seifert spannend. Auch andere Kapitel, die sich etwa um das erste freigelegte Sklavenzimmer oder um ein nicht altehrwürdiges, sondern alltägliches Pompei mit Werkstätten, Schenken und Wohnungen drehen, findet sie so "lebendig", dass ihr eine Vorkenntnis zu Pompeji nicht notwendig scheint. Einzig über die "Probleme der Konservierung und des Denkmalschutzes" bezüglich der Ausgrabungen hätte sie gern noch etwas mehr gelesen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.06.2023

Rezensent Reinhard Brembeck lobt dieses "ungewöhnliche wie grandiose Buch" von Gabriel Zuchtriegel, seit 2021 Direktor der Ausgrabungsstätte in Pompeji. Zuchtriegel überzeugt Brembeck besonders durch die gelungene Rekonstruktion des Alltags der größtenteils in Armut lebenden pompejischen Gesellschaft als auch durch die Verknüpfung damaliger Misstände mit heutigen Problemen. Sexualität und die damit eng verbundene hierarchische Ordnung innerhalb der antiken Gesellschaft findet der Rezensent in diesem Buch gut dargestellt. Dass sich Zuchtriegel trotz seiner Expertise nicht dazu hinreißen lässt, absolute Deutungen über die Mythen der Ausgrabungsstätte aufzustellen, hebt Brembeck hervor. Den Rezensenten würde es letztendlich nicht wundern, wenn dieses Buch eine große Tourismus-Welle gen Pompeji auslösen würde.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.06.2023

Für den Rezensenten Hans-Albrecht Koch blitzt in Gabriel Zuchtriegels Buch über Pompeji die Frage auf, was wir aus der Vergangenheit lernen können. Der Direktor der Ausgrabungsstätte bei Neapel überzeugt Koch mit ungewöhnlichen Perspektiven auf die Katastrophe am Vesuv und ihre Folgen. So widerlegt der Autor laut Rezensent nicht nur bisherige Annahmen zu den Geschehnissen vor 2000 Jahren, sondern liefert auch einen frischen Blick auf die Archäologie und ihre Aufgaben und Ziele.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.04.2023

"Entspannt und unvergrübelt" hat Rezensent Andreas Rossmann gelesen, was Gabriel Zuchtriegel über die Geschichte seines Arbeitsplatzes erzählt - denn der Archäologe ist seit zwei Jahren Direktor des archäologischen Parks der Weltkulturerbe-Stätte Pompeji. Sehr schön werde das Buch mit der Beschreibung des ekstatischen Stendhal-Syndroms eröffnet, das viele Besucher zeigen, wenn sie das Gelände betreten, findet Rossmann, so zeige der Autor gleich, dass er keine wissenschaftliche Studie im Sinn habe, sondern sehr sinnlich alle nach Pompeji einlade. Nicht als Chronologie komme das Buch daher, freut sich der Rezensent, sondern als "Liebeserklärung" an eine 2.000 Jahre alte Geschichte einer von Vulkanstaub verschütteten Stadt, über die Zuchtriegel "farbig und luzide" erzählt - wenn es um Dionysos, Kunst, Religion und Politik geht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22.04.2023

Kritikerin Karen Krüger freut sich über ein so persönliches wie anregend-informatives Buch von dem Archäologen Gabriel Zuchtriegel, der die Ausgrabungsstätte Pompeji verantwortet: Er schreibt über die Freuden, etwas Neues zu entdecken, das weitere Erkenntnisse über die antike Lebenswelt ermöglicht und steckt Krüger mit dieser Freude an. Seine Kritik am "Sammlersyndrom" macht sie mit Zitaten deutlich; für Zuchtriegel ist unbegreiflich, einen so mächtigen Ort wie Pompeji nur als abzuhakenden Punkt auf der To-Do-Liste sehen zu können. Er schlägt stattdessen eine eher unorthodoxe Weise vor, sich der Stadt zu widmen: Mit Musik, die es einem ermöglicht, sich etwa vom in der Forschung viel beachteten Mysterienfries beeindrucken zu lassen, eine Idee, die die Rezensentin gerne übernehmen möchte. Die Anregungen des Autors, sich selbst mit der Antike in Bezug zu setzen, nimmt sie gerne und begeistert an und empfiehlt das Buch.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.04.2023

Eine rundum gelungene Auseinandersetzung mit dem Faszinosum Pompeji liest Rezensent Jonas Greth bei Gabriel Zuchtriegel, seit 2021 Direktor der Ausgrabungsstätte. Zuchtriegel verknüpft Einlassungen zur antiken Lebenswelt klug mit eigenen, gegenwärtigen Überlegungen, ohne einen allzu konstruierten Gegenwartsbezug herzustellen, freut sich Greth. So erfährt der begeisterte Leser, dass Sexualität um 79 n. Chr. nicht nach der geschlechtlichen Orientierung, sondern nach der "Hierarchie von Aktivität und Passivität" bewertet wurde und auch, dass sich immer noch neue Funde in Pompeji aufstöbern lassen. Einige der persönlicheren Passagen sind für den Rezensenten zwar etwas dick aufgetragen, aber der breit aufgestellten Erzählung mag er insgesamt doch gerne folgen, zeugt sie doch auch von einer großen, mitreißenden Liebe des Archäologen zu seiner Tätigkeit, lobt er.