Gail Jones

Sechzig Lichter

Roman
Cover: Sechzig Lichter
Edition Nautilus, Hamburg 2008
ISBN 9783894015626
Gebunden, 223 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Conny Lösch. Lucy Stranges Leben ist prall gefüllt mit Licht, Farbe und Abenteuer, auch wenn es schon mit 22 Jahren tragisch enden wird. Die Schicksalsschläge kommen mit Wucht, treiben sie von Australien nach England, weiter nach Indien und zurück nach Europa. Doch bei all dem bewahrt sich Lucy ihren offenen Blick für bezaubernde Details. Es ist dieses Talent, das Lucy zu einer der ersten Fotografinnen im 19. Jahrhundert werden lässt und den Leser verzaubert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.11.2008

Die Rezensentin Stefana Sabin ist ziemlich enttäuscht von der Lektüre dieses Romans der australischen Autorin Gail Jones. Dass Jones sich in Vorbereitung auf ihre von einer Fotografin erzählenden Geschichte Essays von Roland Barthes und Susan Sontag zu Gemüte geführt hat, merkt man der Geschichte nach Meinung der Rezensentin jedenfalls nicht an. Auch stilistisch findet Sabin die Autorin unentschieden, aber dafür penetrant sentimental. Zum einen nimmt ihre Erzählung deutliche Anleihen beim "viktorianischen Roman". Zum anderen versucht sie sich an einer "(post)modernen Erzählstrategie", indem sie die Geschichte "in Zeitschleifen" entwickelt. Und zudem fehlt es auch an einer Identifikationsfigur für den Leser: Die Rezensentin findet die Hauptfigur aufgrund ihrer Altklugheit und Selbstzufriedenheit unsympathisch und zudem auch noch unglaubwürdig.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2008

Ein Roman von einer Literaturwissenschaftlerin? Margret Fetzer muss angesichts von Gail Jones' Profession erst einmal tief durchatmen und eingefleischte Abwehrreflexe überwinden. Doch der 2004 für den Booker Prize nominierte Roman "Sechzig Lichter" widerlegt die Vorurteile der Rezensentin und erntet von ihr Lob in den höchsten Tönen. Der im neunzehnten Jahrhundert in London, Indien, Australien und China spielende Roman erzählt die verwickelte Familiengeschichte der Protagonistin Lucy, ihrer Beziehung zu dem vom Onkel auserwählten Ehemann, der Geburt eines unehelichen Kindes und ihres frühen Sterbens an der Schwindsucht. Das lyrische Zentrum des Romans bilden dabei intensive visuelle Eindrücke und Fotografien Lucys, die, wie Fetzer lobt, so luzide geschildert werden, dass man sie quasi durch den Text hindurch sehen könne. Dadurch sei der Roman gleichzeitig eine medienhistorische Reflexion über die Fotografie. Wo die Rezensentin große Namen wie James Joyce und Virginia Woolf in Anschlag bringt, können sie kleinere Kritikpunkte wie allzu viel Exotik und "zu viel literarischer Anspruch" freilich nicht schrecken, zumal der Text sich durchaus selbst ironisch zu nehmen wisse, wie Fetzer versichert.