Gary Shteyngart

Willkommen in Lake Success

Roman
Cover: Willkommen in Lake Success
Penguin Verlag, München 2019
ISBN 9783328600695
Gebunden, 432 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Ingo Herzke. Eines frühen Morgens entledigt sich Barry Cohen, Master of the Universe, der Fesseln seines allzu perfekten Lebens. Der Sohn eines jüdischen Poolreinigers hat eine traumhafte Karriere gemacht: Seine Hedgefonds spülen ihm Millionen aufs Konto, für ihn zählen nur Status, Ruhm, Prestige und Perfektion. Doch dann kommt der Tag des tiefen Falls: Er begreift, dass sein Sohn niemals in seine Fußstapfen treten wird. Mit nichts als seinen Lieblingsuhren im Gepäck flieht Barry mit einem Greyhound-Bus aus New York. Sein irrwitziger Plan: nach zwanzig Jahren seine College-Liebe Layla in El Paso zu treffen. Ob er mit ihr das echtere Leben von damals wieder aufnehmen kann?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.08.2019

Rezensentin Katharina Granzin gelingt es nicht, beim Lesen des neuen Romans von Gary Shteyngart von Gary Shteyngart zu abstrahieren. Allzu eng, scheint ihr, legt der Autor seine Figur eines Hedgefondsmanagers mit Ausstiegstendenzen an die eigene Biografie an. Woher Granzin weiß, dass die vielen sexuellen Fantasien im Buch die des Autors sind, bleibt allerdings ihr Geheimnis. So unterhaltsam und komisch die Story daherkommt und so bissig der Autor Land und Leute kurz vor der Trump-Wahl 2017 schildern kann, so unangenehm liegt der Text mit seinem moralfreien Protagonisten der Rezensentin letztlich im Magen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.05.2019

Gary Shteyngarts neuer Roman "Willkommen in Lake Success" ist vor allem anders als seine bisherigen, stellt Sigrid Löffler fest. Während Shteyngart sich bisher als Autor furioser Satiren und Grotesken einen Namen gemacht hat, so die Rezensentin, gehe es in dieser Geschichte eines Ex-Managers auf Selbstfindungsreise durch die USA kurz vor Trump deutlich ernster, auch warmherziger zu. Als Held könne man den Protagonisten zwar immer noch nicht bezeichnen, und er wird vom Autor zunächst auch ordentlich gequält, so Löffler, doch schlussendlich lasse Shteyngart doch Gnade walten. Ob das nun von Altersmilde oder der Reife des mittlerweile fast 50-jährigen Autors zeugt, mag die Rezensentin, wenn auch "sachte enttäuscht", nicht entscheiden.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 27.04.2019

Laut Rezensent Hannes Stein ist Gary Shteyngarts Buch die Antwort auf die soziologische Frage, was passiert, wenn man einen superreichen Hedgefonds-Verwalter auf die ärmsten der armen Amerikaner treffen lässt. Shteyngarts Protagonist fährt mit dem Greyhound-Bus durch die USA, nachdem er von der Untreue seiner Frau erfahren hat, und begegnet dabei der üblichen Greyhound-Klientel, die sich Flugtickets nicht leisten kann - Drogensüchtigen und anderen Abgehängten, so der Rezensent. Dass die Hauptfigur dabei erst viel zu spät etwas lerne, weil er sich viel zu lange überheblich als "Mentor" der anderen verstehe, führe zu viel absurdem und bitterbösem Humor, lobt Stein. Außerdem spiele die Geschichte, in der selbst der "gefühlsblinde" Protagonist eigentlich kein eindimensionales Stereotyp sei, genau in der Zeit vor Trumps Wahl zum US-Präsidenten - besser hätte man ein Sittenbild des heutigen Amerika kaum anlegen können, vermutet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.04.2019

Felix Stephan staunt, dass Gary Shteyngart auch Tragik beherrscht. Lange muss er auf die Absolution des Helden im Buch, eines Sinn suchenden Aussteigers mit eigenem Hedgefonds auf Grand Tour Richtung Mexiko, warten. Bis dahin liest sich das Buch laut Stephan wie eine Parabel auf die US-Tradition, primitive Gegenbilder zu entwerfen, um sich selbst als zivilisiert zu erkennen. Der Held  unterwegs im "Streichelzoo" seiner Zeitgenossen, für Stephan eine höchst tragische Figur. Und ein "kraftvoller" Roman.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.04.2019

Im Jahr der Trump-Wahl einem New-Yorker Millionär einen Road-Trip von Ost nach West durch die USA mit dem Greyhound-Bus zu verpassen - da traut sich Shteyngart was, findet Cornelius Dieckmann. Zum einen lauern hier die Klischees von Jack Kerouacs legendärem Roman "On the Road" - Sex, Drugs and Rockn Roll. Zum anderen könnte der in einer lieblosen Ehe festsitzende Millionär natürlich mit einem Flug viel schneller ankommen. Es geht also nicht ums Ankommen und die damit verbundenen Träume - die Jugendfreundin treffen und mit ihr und vielen Kindern glücklich sein - sondern um eine Suche nach "Authentizität", die den unglücklichen Millionär zum Besucher "im Land der Brotlosigkeit" macht. Shteyngart zeige hier, dass er auch das Amerika der Trumpwähler verstehe, das er charakterisiertemit der Beobachtung über - und der Rezensent zitiert hier - "die Langeweile eines kriegerischen Landes, das keinen richtigen Krieg zur Hand hatte". Auch einer wie Barry Cohen, so scheint der Autor insgesamt sagen zu wollen, hat eine Seele, auch wenn er ein "narzisstischer Loser" und eigentlich ein Schwein ist, meint ein nur halb überzeugter Cornelius Diekmann.
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