Geoff Dyer

Sex in Venedig, Tod in Varanasi

Roman
Cover: Sex in Venedig, Tod in Varanasi
DuMont Verlag, Köln 2012
ISBN 9783832196486
Gebunden, 347 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Matthias Müller. Venedig. Der ausgebrannte Journalist Jeff soll von der Biennale berichten. Obwohl er die Kunstwelt verachtet, stürzt er sich ins Partyleben rund um die Messe und trifft auf Laura, die ihn in ihren Bann schlägt. Er weiß, er muss sie wiedersehen, doch sie will auf den Zufall setzen: Trifft man sich wieder, ist es Schicksal - wenn nicht, soll es auch so sein. Varanasi. Eine Reportage hat den Erzähler hergeführt. Wer hier stirbt, soll das Rad der ewigen Wiederkehr verlassen können. Er sieht brennende Leichen am Ufer des Ganges, trifft auf Aussteiger und Straßenkinder, Götter und Gottverlassene, ist abgestoßen und fasziniert. Die Stadt verschlingt ihn, der Trip nach Varanasi wird zur Reise ins Ich. Und schließlich wird der Narr zum Weisen. Oder der Weise zum Narren. Mit diesem Spagat zwischen zwei großen mythenbeladenen Orten aus West und Ost zeigt Geoff Dyer, warum er in seiner Heimat zum Kulturerbe zählt. Mit Witz, einmaliger Beobachtungsgabe und dem absoluten Gehör für funkensprühende Dialoge gesegnet, setzt er seine Figuren dem Geist des Ortes aus, bis sie merken: Wohin man auch geht, eins hat man immer im Gepäck - sich selbst.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.04.2013

Tief ergriffen von der ergreifenden Tiefe dieses Romans von Geoff Dyer zeigt sich Claudia Kramatschek. Obgleich sie gar nicht erst versucht, Dyer, der die Fusion liebt, einem Genre zuzuordnen. Die Spiegelung Venedig/Varanasi gelingt, freut sich Kramatschek und erläutert uns die vom Autor aufgerufenen Bedeutungsschichten, Thomas Mann hier, Allen Ginsberg dort. Am ehesten erscheint ihr der Band wie zwei kunstvoll miteinander verwobene Novellen, über den leerlaufenden Kunstbetrieb in Venedig einerseits, den mystischen Zauber Varanasis andererseits, gespickt mit erfrischenden Bildern, aber auch mit bissiger Satire. Todessehnsucht, Erlösungsfantasien? Bei Dyer, erklärt die Rezensentin, bekommen wir keine Lösung, dafür Meditationen über Vergänglichkeit und Kunst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.01.2013

Geoff Dyers Roman "Sex in Venedig, Tod in Varanasi" gliedert sich, wie der Titel schon andeutet, in zwei Teile, berichtet Sylvia Staude: im ersten treibt sich der Protagonist Jeff auf der Biennale in Venedig herum und hat "eine Menge guten Sex", im zweiten wird er zum Ich-Erzähler und bleibt als Reisejournalist im indischen Varanasi hängen. Die Schauplätze sind bewusst ausgewählt, "Dyer kennt seinen Thomas Mann wie seine Upanischaden", beteuert die Rezensentin und verweist auch auf das mögliche autobiografische Fundament des Romans: wie Jeff ist auch Geoff als Journalist tätig, und als Ehemann der Direktorin der Londoner Saatchi Gallery ist er ebenfalls ein Kenner der internationalen Kunstszene. Diese scharf beobachteten Beschreibungen sind ein ebenso intellektuelles wie sinnliches Vergnügen, lobt Staude und bescheinigt Dyer, zu den wenigen Autoren zu gehören, die "einen lebensnahen, peinlichkeitsfreien Erzählton für Sexszenen gefunden haben".