Georges Canguilhem

Über Maurice Halbwachs

Cover: Über Maurice Halbwachs
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783751890076
Gebunden, 128 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Ronald Voullié. Am 15. März 1945 starb der französische Philosoph und Soziologe Maurice Halbwachs an den Folgen von Deportation und Lagerhaft im KZ Buchenwald. Zwei Jahre später würdigte Georges Canguilhem in einem Nachruf Leben und Werk Halbwachs'. Im Vordergrund von Canguilhems Würdigung steht nicht die Frage des kollektiven Gedächtnisses, die bis heute vor allem im deutschsprachigen Raum mit dem Soziologen verbunden ist. Vielmehr akzentuiert Canguilhem das soziale Engagement von Halbwachs und dessen Interesse für das Verhältnis von Mensch und Materie. Demnach ist die Beziehung der Gesellschaft zu der von ihr geschaffenen Umwelt und ihre daraus resultierende "Lebensweise"  (genre de vie) der zentrale Gegenstand der Halbwachs'schen Soziologie. In dieser Ausrichtung auf das gesellschaftliche Problem des Lebens liegt die gemeinsame Aktualität von Halbwachs und Canguilhem. Sie ist aber von der forcierten Diskussion nicht zu trennen, die im Frankreich der 1930er-Jahre um Antifaschismus, Kritische Theorie und Marxismus entbrannte. Was durch das gewaltsam unterbrochene Werk von Halbwachs greifbar wird, ist ein aufgeklärter Gegenpol zum rechtskonservativen Ökologiedenken, wie es sich gegenwärtig im Rekurs auf Martin Heidegger und Carl Schmitt neu formiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.11.2022

Im März 1945 starb der französische Soziologe und Philosoph Maurice Halbwachs im Konzentrationslager Buchenwald. Dass der zwei Jahre später veröffentlichte Nachruf seines Kollegen Georges Canguilhem nun auf Deutsch vorliegt, ist für Rezensent Maximilian Gillessen ein Glücksfall. Denn die Gedenkschrift zeige, dass der Theoretiker bis heute in den Kulturwissenschaften nicht den Platz einnimmt, der ihm gebührt. Dass dem Band ein erklärendes Dossier beigefügt ist, hätte Gillessen allerdings nicht nur bejubeln, sondern zum Maßstab seiner Kritik machen sollen. Denn wer sich in der philosophischen Anthropologie nicht bereits bestens auskennt, verliert sich in Gillessens hoch gelehrter Kritik.
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