Gitta Honegger

Thomas Bernhard

Was ist das für ein Narr?
Cover: Thomas Bernhard
Propyläen Verlag, München 2003
ISBN 9783549071687
Gebunden, 455 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Thomas Bernhard wurde als "Österreichs berühmtester Nestbeschmutzer" apostrophiert. Das schwierige Verhältnis seiner Heimat zur eigenen NS-Vergangenheit stand im Mittelpunkt seines Werkes. Die Theaterwissenschaftlerin Gitta Honegger porträtiert Bernhard in ihrer wegweisenden Biografie als beides: Kritiker und Produkt der spezifischen österreichischen Kultur, die ihm zugleich Bühne der Selbstfindung war.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.09.2004

Eine auf das Leben, nicht das Werk Thomas Bernhards konzentrierte Biografie hat es bisher nicht gegeben - und leider, bedauert der Rezensent Franz Haas, liegt sich auch mit dieser "opulenten Studie" nicht vor. Es sei nicht zu übersehen, dass das Buch ursprünglich für den amerikanischen Markt entstand - und von der Autorin in ein nicht sehr elegantes Deutsch übersetzt wurde. Zum Werk selbst fällt Honegger nicht vielmehr als der oft wiederholte, damit aber auch nicht überzeugendere Hinweis auf die "performative Kraft" Bernhards ein. Nach dieser Kritik möchte der Rezensent aber auch die "Vorzüge" nicht verschweigen. Angenehm findet er etwa die keineswegs devote Haltung der Autorin zu ihrem Gegenstand - Tabus, wie etwa das Thema "Homosexualität", kenne sie nicht. Und aus den Interviews, die sie mit Zeitgenossen geführt hat, erfahre man dann doch einiges, wenn auch eher im Ressort "Tratsch und Hörensagen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.12.2003

Nicht recht zufrieden scheint Burkhard Müller mit Gitta Honeggers umfangreichem Buch über Thomas Bernhard zu sein. Nein, die "ultimative Biografie" sei es nicht, dafür sei sie "zu lang" und "zu ungeordnet". Die Stärke des Buches sieht der Rezensent darin, dass die Autorin Bekannte und Freunde Bernards zu Wort kommen lässt. Dadurch gelinge es der Autorin, "ein überaus plastisches Bild Bernards" zu zeichnen. Dass sie ihn als "sozialen Schmarotzer" darstelle, der sich in fremde Ehen einniste, und dessen geistige Physiognomie auf die eines Narren reduziere, klingt ebenso wenig schmeichelhaft, wie das Urteil des Rezensenten, dass sie seiner Prosa "mit dem Werkzeugkasten Lacans" zu Leibe rücke. Komme aber Bernard selbst zu Wort, entstehe jenseits der Bernhardschen Schimpfkanonade ein lebendiges Bild seiner Person, lobt Müller. Letztlich überlasse die Autorin es Heiner Müller, die Prosa des schimpfenden und skandalösen späten Bernhard auf den Punkt zu bringen, meint der Rezensent und lässt Honegger jenen zitieren: "Er schreibt ja so, als ob der vom österreichischen Staat angestellt wäre, um gegen Österreich zu schreiben. Er könnte auch wirklich eine Pensionsberechtigung dafür beanspruchen. Österreichbeschimpfung, das ist seine Funktion."
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