Rüdiger Görner

Georg Trakl

Dichter im Jahrzehnt der Extreme
Cover: Georg Trakl
Zsolnay Verlag, Wien 2014
ISBN 9783552056978
Gebunden, 352 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs starb Georg Trakl in einem Militärspital an einer Überdosis Kokain. Ob der im Krieg traumatisierte Dichter Selbstmord beging, ist eines der Rätsel, die sein Leben und Werk umgeben. Rüdiger Görner geht in der Auseinandersetzung mit den Gedichten der Todessehnsucht Trakls, der mehr als innigen Beziehung zu Schwester Margarethe und dem Aufwachsen in Salzburg nach. Und kommt zu den Schlüssen: Dass sich die Extreme der Zeit die Beschleunigung der Lebensverhältnisse, ihre rücksichtslose Technisierung im Werk des Dichters nur bedingt spiegeln. Und dass die Gedichte Trakls Ruhelosigkeit zum Trotz oft geradezu ausgeruht klingen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.11.2014

Rezensentin Beatrice von Matt liest Rüdiger Görners stilhistorische Studie zu den Themen Georg Trakl mit Lust. Dass sich der Autor für die biografischen Fakten bei Hans Weichselbaums überarbeiteter Trakl-Biografie bedient, findet sie in Ordnung. Irritiert, doch verständnisvoll erkennt sie, wie der Autor sich anfangs noch von Trakls Suggestivität zu "poetischen Reaktionen" verführen lässt. Wenn in der Folge dann die "inspirierte Analyse" gewinnt und es Görner gelingt, Trakl anhand der Salzburg-Gedichte als Vertreter der Décadence auszuweisen, freut sich von Matt umso mehr. Einen weiteren Höhepunkt der Arbeit erkennt sie in einem Kapitel zu Trakls Synästhesie. Insgesamt scheint ihr Görner eine perspektivenreiche, anregende Darstellung zu liefern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.09.2014

Dem Unvergleichlichen Traklscher Dichtung nimmt dieses Buch nichts und auch nicht eigenen Erfahrungen mit den Gedichten, lobt Friedmar Apel Rüdiger Görners Versuch, sich Leben und Werk Trakls zu nähern. Dass der Germanist Görner sich einer Mischform aus biografischer Erzählung, Interpretation und philosophischer Reflexion und kulturgeschichtlicher wie literaturhistorischer Kontextualisierung bedient, ist für Apel zunächst gewöhnungsbedürftig. Zu subjektiv kommt das für ihn daher, zu überwältigt von Trakls Dichtung. Die Neigung des Interpreten zum Sentenziösen und zu der ein oder anderen zu kurz greifenden Beschreibung wird für den Rezensenten jedoch aufgewogen durch die Perspektivenvielfalt, die Görner eröffnet, sowie die Eindringlichkeit seiner Deutung.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 26.07.2014

Hymnisch bespricht Rezensent Fritz J. Raddatz Rüdiger Görners nun anlässlich des hundertsten Todestages erschienene Georg-Trakl-Biografie. Einfühlsam, ja geradezu "liebevoll" interpretiere der Autor das Leben und Werk des Dichters, schreibt Raddatz, der hier nicht nur Trakls dunkelste Geheimnisse, sondern auch bisher Unerforschtes seines Schaffens liest. Wie eng beides miteinander verknüpft ist, ahnt der Kritiker schon im "fiebrigen Farbenrausch" der ersten Gedichte, die, wie auch die Späteren, von Görner gemäß Lacans Diktum "Lyrik ist Wissen von Unbewusstem" brillant analysiert werden. Nicht Belegtes, etwa Trakls Inzest mit seiner Schwester, wird kenntlich gemacht, Bewiesenes, wie beispielsweise Trakls übermäßiger Kokain-Konsum exzellent enggeführt. Nach der Lektüre rät der Kritiker: Vergesst die "Spaß-Welt", lest Trakl und lauscht dem eigenen Herz-Rhythmus.