Han Kang

Deine kalten Hände

Roman
Cover: Deine kalten Hände
Aufbau Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783351037628
Gebunden, 312 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Koreanischen von Kyong-Hae Flügel. Eines Tages verschwindet der Bildhauer Jang Unhyong beinahe spurlos. Er hinterlässt seine faszinierenden Gipsabdrücke von Händen und Körpern - und ein bewegendes Tagebuch, das seine lebenslange Suche nach Nähe und Wahrhaftigkeit in aller Welt voller Masken schildert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.05.2019

Obwohl sie ihn noch nicht für ganz so ausgereift hält wie die späteren Bücher der Autorin, allen voran "Die Vegetarierin", fand Rezensentin Beatrice von Matt den Roman "Deine kalten Hände" von Han Kang fesselnd: Die Hauptfigur ist ein Künstler, der in seinem kalten Elternhaus von den maskenhaften Gesichtern um ihn herum so abgestoßen wurde, dass er sich auf Gipsabdrücke von Händen spezialisiert hat, erzählt die Kritikerin. Auch in diesem frühen, nun aber erst auf Deutsch erschienenen Roman beschäftigen Kang laut der Rezensentin also "Körperdramen". Hier hat Kangs Stil sie an E.T.A. Hoffmann erinnert: Gerade das Vertraute kann plötzlich fantastisch und unheimlich anmuten, wenn man es durch die Augen von Kangs Protagonisten betrachte, so die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.04.2019

Rezensent Martin Oehlen freut sich doch eher verhalten über den im Original bereits 2002 erschienenen Roman der Koreanerin Han Kang. Ein Buch, das unkonventionell ist, verrätselt, aber auch plakativ in der Darstellung der Motivation seiner Figuren, findet Oehlen. Auch wenn die Intensität des Textes den Rezensenten nicht umhaut, führt ihn die Geschichte eines Bildhauers und seiner Frauen an ungewöhnliche Orte, kreist gelassen um Themen wie Schönheit, Schuld und Schmerz und vermittelt einen "asiatischen Surrealismus", der ihm mitunter sanft den Boden unter den Füßen wegzieht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2019

Rezensent Martin Halter kann sich nicht recht für das "Fest der rhythmisch wallenden Speckfalten" erwärmen, das die koreanische Autorin Han Kang in ihrem bereits 2002 verfassten, nun erst auf Deutsch vorliegenden Roman "Deine kalten Hände" mit ihm feiern will. Die Geschichte um einen exzentrischen Bildhauer, dessen Faszination dicken Frauen und ihrem "schmatzenden Fleisch" gilt und dessen Muse, eine als Kind sexuell missbrauchte Studentin, sich plötzlich aus Protest herunterhungert, scheint ihm doch zu rätselhaft und "morbide", um westliche Lesegewohnheiten zu befrieden. Zwar schätzt der Kritiker durchaus Kangs Ansatz, von Frauen zu erzählen, die gegen die (koreanische) Männerwelt rebellieren. Insgesamt findet er diesen mal cool, mal "pathetisch" zwischen "Kunstbetriebssatire und Emanzipationsdrama" mäandernden Roman aber doch eher befremdlich.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.03.2019

Kritikerin Katharina Borchardt schätzt die koreanische Autorin Han Kang sehr, hätte ihr aber gewünscht, dass in Deutschland mit "Deine kalten Hände" nicht jetzt schon eines ihrer sehr frühen Werke auf den Markt kommt, denn hier hat Kang in Borchardts Augen noch nicht ihr ganzes Können erreicht. Die von mehreren Erzählern berichtete Geschichte über einen Künstler, der mit Gipsabdrücken von Händen das versteckte Innenleben seiner Modelle einfangen möchte, hat die Rezensentin zwar als durchaus als unterhaltsam, poetisch und rätselhaft empfunden, aber im Gegensatz zu jüngeren Büchern Kangs fand sie die psychologische Motivation der Figuren hier ein wenig zu aufdringlich. Borchardt hofft, dass die Veröffentlichung eines etwas weniger guten Buches dem Erfolg Kangs auf dem deutschen Buchmarkt keinen Abbruch tut, denn eigentlich hält sie sie für brillant.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.03.2019

Für Rezensentin Insa Wilke ist dieser frühe, jetzt ins Deutsche übertragene Roman der südkoreanischen Schriftstellerin Han Kang eine Chance, sich mit dem Werk der Autorin vertraut zu machen. Das große Thema der Autorin, Lebensverweigerung als Form des Widerstands, klingt laut Wilke hier bereits an. Dass die Autorin sich erzählerisch noch auf der Suche befindet, erkennt Wilke allerdings auch anhand dieses Künstlerromans. So scheinen ihr die Figuren im Text allesamt schier überfrachtet mit Geheimnissen. Andererseits überzeugt eine Bildlichkeit, die laut Wilke dazu einlädt, den Roman nicht als realistischen Text zu lesen, sondern als zeichenhafte Erkundung des Verhältnisses von Hülle und Leere und der Materialität von Körpern. Die Geheimnisse, die dabei zutage treten, scheinen Wilke zwar nicht immer frei von Kitsch, die Konsequenz der Themenbehandlung aber findet sie bemerkenswert.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.02.2019

Rezensentin Wiebke Porombka kann mit Han Kangs im Original bereits 2002 erschienenem Roman "Deine kalten Hände"  leider nicht allzu viel anfangen. Wie auch in ihrem Roman "Die Vegetarierin" beschäftigt sich die koreanische Autorin mit "Essstörungen, Selbstzerstörung und Patriarchat", erklärt die Kritikerin, die hier von einem nicht näher beschriebenen Bildhauer und seinem Modell, dessen Fettleibigkeit und Unansehnlichkeit die Autorin umfassend schildert, liest. Wenn der Bildhauer dann auch noch eine Affäre mit der aufgrund frühkindlicher Missbrauchserfahrungen essgestörten jungen Frau beginnt, die sich wiederum für einen anderen Mann plötzlich herunterhungert, vermisst Porombka bei allem moralischen Anspruch der Autorin die Substanz in der Story.