Hans Fallada

Der eiserne Gustav

Roman. Urfassung
Cover: Der eiserne Gustav
Aufbau Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783351037604
Gebunden, 831 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Falladas großer Roman, von allen politischen Eingriffen befreit - erstmals mit dem ursprünglichen Schluss. Für die Erstausgabe des "Eisernen Gustav" (1938) war Hans Fallada gezwungen, den Schluss zu ändern. Goebbels ließ den Text wegen "fehlender Propagandawirkung" nicht genehmigen. 1962 rekonstruierte Günter Caspar für den Aufbau Verlag die verschollene Urfassung, die seither als die gültige angesehen wird. Die Fallada-Biografin Jenny Williams kann nun zeigen, dass hier allerdings zahlreiche Passagen vom Originaltext fehlen: Offenbar standen sie den damaligen kulturpolitischen Vorgaben in der DDR entgegen. Jetzt erscheint der Roman endlich so, wie ihn sein Verfasser gewollt hatte. Berlin 1914-1924: Der Betrieb des Droschkenkutschers Gustav Hackendahl kann neben der Automobil-Konkurrenz nicht bestehen. Da setzt er trotzig einen Traum in die Tat um - eine letzte Reise mit der Droschke von Berlin nach Paris. Mit einem Nachwort der Fallada-Forscherin Jenny Williams.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.04.2020

Für Wolfgang Schneider zeigt Hans Falladas Roman den Autor als großartigen Menschenversteher mit viel Empathie und Händchen für lebenspralle Dialoge. Die von Jenny Williams besorgte Neuausgabe in der Originalfassung "ohne Nazi-Schwanz" macht Schneider allerdings nicht nur glücklich. Zwar scheint ihm wichtig, dass auch die DDR-Kürzungen revidiert wurden, dass Williams die von Goebbels befohlenen Änderungen aber nicht im Anhang mit abdruckt, empfindet der Rezensent als Bärendienst am mündigen Leser. Falladas laut Schneider von Erzählkunst, nicht von Ideologie geprägtes spannendes "Krisenpanorama" der Jahre 1914-1928 hätte das schon ausgehalten, glaubt der Rezensent.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.03.2020

Oliver Pfohlmann entdeckt mit der Neuausgabe von Hans Falladas Familienroman von 1938 das Original. Für ihn faszinierend und lehrreich zugleich, da Fallada als Volksschriftsteller sichtbar wird, aber auch als Opportunist, der sich dem Nazi-Regime andiente, indem er etwa am Schluss des Textes politische Einschätzungen äußert, die kompatibel waren mit der NS-Ideologie, wie Pfohlmann erläutert. Dass Falladas "sozialpsychologisches Panorama" der 1920er und 30er Jahre nun "unverfälscht" vorliegt, scheint dem Rezensenten jedenfalls ein Ereignis zu sein, auch wegen seiner "polyperspektivischen" Anlage.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.10.2019

Jens Bisky ist einerseits froh über die Neuedition von Hans Falladas Roman. Das Nachwort der Herausgeberin Jenny Williams findet er informativ, mit Falladas Kolportageroman über eine Kutscherfamilie zwischen 1914 und 1933 bekommt er ein knallbuntes Zeitdokument voller spannender Figuren und Szenen, der mit dem Filmkitsch mit Heinz Rühmann nichts zu tun hat und an die Entstehungs- und Publikationsgeschichte des Textes erinnert. Hier allerdings liegt für Bisky auch das Problem dieser Neuausgabe: Williams' Behauptung, die von Goebbels veranlassten Streichungen veränderten die Gesamtwirkung des Textes und der Roman liege nun erstmal in der Originalfassung vor, findet er schlicht falsch. Erstens, so erklärt er, sei die Originalfassung nicht bekannt und zweitens sei Falladas Zeichnung der Sozialdemokraten durchaus im Sinne der NS-Propaganda. Zu einer zeitgemäßen, den Leser zu historischer Reflexion anregenden Edition hätte für Bisky jedenfalls auch der Abdruck des von Goebbels erdachten Romanschlusses von 1938 gehört.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de