Helga Nowotny

Die KI sei mit euch

Macht, Illusion und Kontrolle algorithmischer Vorhersage
Cover: Die KI sei mit euch
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2023
ISBN 9783751803960
Kartoniert, 287 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Las man in früheren Zeiten im Vogelflug oder in den Eingeweiden von Tieren, um sich die Angst vor dem, was kommen mag, zu nehmen, erlauben uns heute Algorithmen einen nahezu unfehlbaren Blick in die Zukunft. Doch das Vertrauen in das prognostizierende Vermögen von künstlicher Intelligenz birgt Risiken und lässt allzu schnell ein fatalistisches Bild entstehen: Indem wir uns der technologischen Mittel bedienen, um die Kontrolle über Zukunft und Ungewissheit zu erhöhen, büßen wir zusehends unsere Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit und also auch Kontrolle ein - Vorhersagen werden zu Bestimmungen, Möglichkeiten zu Richtwerten und der Mensch wird auf die Rolle des bloßen Erfüllungsgehilfen reduziert. Damit dies nicht zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird, gilt es, sich daran zu erinnern, dass es der Mensch ist, der die digitalen Technologien geschaffen hat, denen er Wirkmacht zuschreibt. Es gilt, wie Helga Nowotny nachweist, sich der eigenen Wirkmacht bewusst zu werden und eine Zukunft zu ermöglichen, die zu gleichen Teilen aus menschlichem Geist und mechanischen Geräten besteht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2023

Dass dieser Band von Helga Nowotny zu einem Thema, das von rasanten Entwicklungen geprägt ist, im englischen Original schon zwei Jahre alt ist, erweist sich für die Rezensentin Sibylle Anderl am Ende eher als Qualität. Sie lobt vor allem zwei Eigenschaften: das essayistisch Offene, das auch für die neuesten Fragen zum Thema ausreichend Hallraum biete, und Nowotnys "äußerst differenzierte" Sicht auf Künstliche Intelligenz, die sowohl von Alarmismus als auch Spekulation weit entfernt zu sein scheint. Als Nowotnys Hauptanliegen zum Thema skizziert die Rezensentin vor allem ihre Idee eines "digitalen Humanismus", und die meint, dass die von uns selbst in Gang gesetzten Algorithmen stets von einem menschlichen Standpunkt aus gedacht sein sollten, denn sonst liefen wir Gefahr, zu Zauberlehrlingen zu werden und uns den Urteilen einer Künstlichen Intelligenz, die wir selbsterfunden haben, unterwerfen zu müssen. Nachdenken über Künstliche Intelligenz, so Anderl, heißt darum Nachdenken über die Frage, "was Menschsein eigentlich bedeutet". Bei Nowotny hat sie zum Thema viele Anregungen gefunden.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.08.2023

Rezensentin Vera Linß findet keine Antworten, aber auch keine neuen Fragen an das Thema KI im Buch der Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny. Liegt vielleicht am Erscheinen des Buches im Original vor einer kleinen Ewigkeit, vor zwei Jahren, ahnt Linß. Jedenfalls wälzt das Buch laut Linß vor allem die schon lang diskutierten Fragen und fügt ihnen keine neuen Forschungserkenntnisse oder auch nur Beispiele hinzu. Nowotnys argumentativ durchaus "spannend" vorgebrachte These, wonach wir uns der KI blind ausliefern, um unsere Zukunftsangst zu parieren, sieht Linß zudem skeptisch. Schlüssige Belege dafür bietet der Essay nicht, meint sie.