Henryk Grynberg

Kinder Zions

Dokumentarische Erzählung
Cover: Kinder Zions
Wallstein Verlag, Göttingen 2022
ISBN 9783835352827
Gebunden, 192 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Aus dem Polnischen von Roswitha Matwin-Buschmann. Mit einem Nachwort von Ewa Czerwiakowski und Lothar Quinkenstein. Das noch weithin unbekannte Schicksal der "Teheran-Kinder".In Henryk Grynbergs "dokumentarischer Erzählung" kommen mehr als 70 jüdische Kinder aus Polen zu Wort, die 1943 nach Palästina gerettet wurden. Ihre Geschichten eröffnen eine schwindelerregende Topographie: von Städten und Städtchen Vorkriegspolens über entlegene Nord- und Südgebiete der Sowjetunion bis in den Iran, den Irak und nach Indien. Nüchtern schildern die verwaisten Überlebenden ihre Erfahrungen, die sie im September 1939 aus dem Raum einer geschützten Kindheit herausgerissen hatten: die mörderische Wucht der deutschen Angreifer, Tod, Raub, Zerstörung und Vertreibung sowie die vermeintliche Rettung, erneute Verfolgung und Verschleppung in der Sowjetunion.Schlicht und sachlich bleibt der vielstimmige Erzählduktus, doch sein Rhythmus stockt, versetzt mit monotonen Wiederholungen, die sich zu einer gewaltigen Klage erheben. In jeder Geschichte ist das gleiche Muster erkennbar, das die individuelle Tragödie in ein Henryk Grynberg kollektives Los wandelt. Doch Henryk Grynberg lässt die Stimmen Kinder Zions der Einzelnen erklingen, die als Ich-Erzähler von Vätern, Müttern, Brüdern, Schwestern, Tanten und Onkeln sprechen. So werden sie vor dem Vergessen in der Masse anonymer Opfer bewahrt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.02.2023

Rezensent Jörg Plath lernt vom Holocaust-Überlebenden Henryk Grynberg, wer die "Kinder aus Teheran" sind und was sie nach dem deutschen Überfall auf Polen erlebt haben: Flucht, Zwangsarbeit und der Tod vieler Familienmitglieder sowohl durch Deutsche als auch durch die Sowjetunion haben die jüdischen Kinder überstanden, bevor sie von den Alliierten nach Palästina evakuiert wurden. Dennoch werden sie von Israel nicht als Opfer des Holocaust gesehen, ist Plath erzürnt. Er berichtet darüber hinaus vom Veröffentlichungszusammenhang des Buches, das in der von der Universität Gießen verantworteten Reihe "Bibliothek der polnischen Holocaustliteratur" erscheint und von den Beteiligten mit einem Nachwort versehen wurde, das allerdings die Frage des Rezensenten nicht beantwortet, ob Grynberg die seiner Arbeit zugrundeliegenden Protokolle bearbeitet hat und wenn ja, inwiefern. Der Ton der Schilderungen erscheint dem Kritiker nicht kindlich, eher unendlich ernst angesichts des Grauens. Eine bewegende Lektüre, versichert er.
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