Holm Kirsten, Wulf Kirsten

Stimmen aus Buchenwald

Ein Lesebuch
Cover: Stimmen aus Buchenwald
Wallstein Verlag, Göttingen 2002
ISBN 9783892445746
Broschiert, 336 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Das "Buchenwald-Lesebuch" enthält eine weitgehend umfassende, durch alle Nationalitäten und Häftlingskategorien reichende Auswahl von Erinnerungstexten ehemaliger Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald. Neben Texten bekannter Autoren wie Eugen Kogon, Ernst Wiechert, Bruno Heilig, Bruno Bettelheim, Robert Antelme, Jorge Semprun, H. G. Adler, Elie Wiesel, Imre Kertesz, Ivan Ivanji und Fred Wander finden sich zahlreiche Arbeiten längst vergessener Autoren sowie eine Reihe erstmals in deutscher Sprache erscheinender Gedichte ehemaliger französischer und polnischer Häftlinge. Wulf Kirsten und Holm Kirsten haben 61 Texte und Textausschnitte ausgewählt und zusammengestellt. Die Auswahl ist chronologisch (dabei unabhängig vom Entstehungsdatum der Texte) angeordnet, d. h. vom Aufbau des Lagers bis zu seiner Befreiung. Die Texte werden durch kurze Autorenbiographien ergänzt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.05.2003

Viele Stimmen sind es, die Zeugnis ablegen, doch eine Wahrheit-unter-dem-Strich, eine Handreichung zum richtigen Verstehen, kommt für Jürgen Verdofsky nicht dabei heraus. Vielmehr belege diese Anthologie, dass es viele Wahrheiten über das Schreckliche gibt, das eine Viertelmillion Menschen im Konzentrationslager Buchenwald erlebt haben. 60 Stimmen von Häftlingen sind hier versammelt: "Erlebnisberichte, die mit der Fassung ringen, Romanauszüge, in denen die Sprache wieder gefunden werden muss, Gedichte, deren Form zerbirst" - ganz verschiedene, von den Herausgebern "mit seltener Umsicht und Genauigkeit" kompilierte Szenen aus der Wahrnehmung der Gefangenen. Bekannte Autoren wie Jorge Semprun oder Elie Wiesel kommen zu Wort, und ihre Auszüge stehen mitten unter den Fundstücken von gänzlich Unbekannten, die zum Stift griffen. Ein früher Erlebnisbericht von Bruno Apitz, schreibt Verdovsky, enthalte Szenen des Siechtums und des Sterbens, die ganz und gar nicht zu dem heldischen Bild seines Romans "Nackt unter Wölfen" passen. Dennoch betrifft die einzige Kritik des Rezensenten einen ganz ähnlichen Punkt: Die negativen Seiten der wirkungsvollen Selbstorganisation der Gefangenen, die "Dogmen der (kommunistischen) Parteidisziplin" kommen seiner Ansicht nach zu kurz.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.09.2002

Als "ungewöhnliche Neuerscheinung" und "einzigartiges Lesebuch" zur Geschichte des KZ Buchenwald würdigt Renate Chotjewitz-Häfner den von den Holm und Wulf Kirsten herausgegebenen Band "Stimmen aus Buchenwald". Aus 200 Berichten über Buchenwald, von denen viele vergriffen waren, hat Wulf Kirsten 61 Texte, neben einigen Gedichten vor allem Ausschnitte aus längeren oder kürzeren Prosatexten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, zusammengestellt, berichtet Chotjewitz-Häfner. Den Herausgebern ging es nach Angaben der Rezensentin sowohl um eine Annäherung an die Wahrheit wie auch um bzw. gegen "verabsolutierende Heldenlegenden". Auswahlkriterium war die Vielfalt der Nationalitäten, der Häftlingsgruppen, der Erfahrungen vor Ort, erläutert Chotjewitz-Häfner, "mit dem Ziel, ein Gesamtbild des Lagers zu erhalten." Die Texte sind mit "sorgfältig recherchierten Kurzbiografien" und Anmerkungen versehen, die nach Einschätzung von Chotjewitz-Häfner die gebrochenen Biografien der Autoren und Autorinnen spiegeln. Fazit der Rezensentin: "ein authentisches Lesebuch".