Stefan Hördler

Ordnung und Inferno

Das KZ-System im letzten Kriegsjahr
Cover: Ordnung und Inferno
Wallstein Verlag, Göttingen 2015
ISBN 9783835314047
Gebunden, 531 Seiten, 46,00 EUR

Klappentext

Stefan Hördler stellt den aktuellen Forschungsstand, die Schlussphase der nationalsozialistischen Konzentrationslager sei durch Desorganisation, Chaos und Willkür geprägt gewesen, in Frage: Er zeigt, dass ab März 1944 eine umfassende Neuordnung des KZ-Systems einsetzte, und dass das letzte Kriegsjahr eine eigenständige Phase in der Genese der Lager darstellte. Ab 1944 verfolgte das NS-Regime zwei Ziele: erstens eine forcierte Ökonomisierung und zweitens eine Stabilisierung des Lagersystems. Zur Analyse beider Dimensionen führt der Autor den Begriff der Rationalisierung ein, unter dem sowohl die Massenmorde als auch eine utilitaristisch ausgerichtete 'Auslese' der arbeitsfähigen Häftlinge als Teile dieser Entwicklung zusammengefasst werden können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.01.2016

Sebastian Weitkamp sieht in Stefan Hördlers Studie zum KZ-System in den letzten Kriegsmonaten einen wichtigen Impuls für die Forschung. Hördler vermag ihm fakten- und quellenreich wie inhaltlich nachvollziehbar die "Ökonomisierung" der Lager, die den Massenmord von Häftlingen bedeutete, sowie Patronage und Protektion in den Lagern aufzuzeigen. Dass sich der Autor dabei einer nüchtern bilanzierenden "Wirtschaftssprache" bedient, scheint Weitkamp allerdings fragwürdig. Ebenso der Umstand, dass der Autor die Opferperspektive weitgehend ausspart.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.01.2016

Michael Mayer findet in Stefan Hördlers Studie Hinweise auf eine Umstrukturierung des KZ-Systems im letzten Kriegsjahr. Indem der Autor quellensatt und in großer Dichte nachweisen kann, dass Massentötungen bereits Ende '44 begannen, etwa durch gezielte Unterversorgung von Häftlingen, und dass Zwangsarbeit und Massenmord Teil der Reorganisation des Lagersystems waren, gelingt ihm laut Mayer eine überzeugende Interpretation des KZ-Kosmos, wenngleich andere Einlassungen des Autors, wie die Netzwerkanalyse des SS-Lagerpersonals, für den Rezensenten zu wenig überraschenden Ergebnissen führen. Mit seiner Erweiterung des Holocaust-Begriffs und der (Wieder-)Beachtung des KZ-Systems, meint Mayer, liegt der Autor im "Trend" der Holocaust-Forschung.
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