Hugo Loetscher

Lesen statt klettern

Aufsätze zur literarischen Schweiz
Cover: Lesen statt klettern
Diogenes Verlag, Zürich 2003
ISBN 9783257063530
Gebunden, 436 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

"Das Leiden an der Enge. Der Druck eines Konformismus, der sich als Demokratie ausgibt. Die Anbiederung bei Schicksalhaftem. Der Ausbruch aus der Enge. Eine Hypochondrie, die vor Leiden an Problemen die Probleme verpasst " Ist dies das einzig mögliche Schweizer Selbstverständnis? "Nein, Provinz ist nicht eine Gegebenheit, sondern eine Entscheidung" lautet die provozierende Bilanz dieses Buches.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.03.2004

Erfreut zeigt sich Andreas Nentwich angesichts Hugo Loetschers Aufsatzsammlung zur literarischen Schweiz. In zahlreichen Porträts, Interviews und Erinnerungen verleihe der Autor "Bekannten und Vergessenen", die sich allesamt aus der Enge hinaus in die Welt gekämpft haben, eine Stimme - und verlasse sich dabei lieber auf den "Blick von unten" als dem "Richtspruch vom Alpengipfel". Ohne sich von Ideologien leiten zu lassen oder sich auf den eigenen "Seelenhaushalt" zu fixieren, gelingt es Loetscher, den Leser zum Hinschauen zu bewegen, freut sich der Rezensent. Und damit nehme er den Platz ein, der seiner Ansicht nach der einzig wahre für einen Schriftsteller sein sollte: den Platz zwischen "allen Stühlen".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.01.2004

Sehr gut gefallen hat Rezensent Heinz Ludwig Arnold diese Essaysammlung Hugo Loetschers über Schweizer Literatur, die trotz einiger Lücken auch als eidgenössische Literaturgeschichte gelesen werden könne. Darüber hinaus könne Loetscher analytisch und zugleich anschaulich schreiben. erzählen. Der früheste Autor, dem er sich in seinem Buch widmet, ist der Schriftsteller Thomas Platter, der im 16. Jahrhundert eine Autobiografie schrieb, die erste Arbeit dieser Art. Überhaupt findet Arnold gerade die Aufsätze über ältere Autoren besonders interessant. Essays wie die über Salomon Geßner, einem Idylliker aus dem 18.Jahrhundert, machen das Buch seiner Meinung nach "gewichtig" - wohl auch deshalb, weil das hier Spannungsfeld zwischen "Anspruch und Wirklichkeit des schweizerischen Selbstbildes" ein großes Thema in der Literatur des Landes ist. Sehr interessant findet der Rezensent auch, was Loetscher über seinen älteren Freund Dürrenmatt zu erzählen hat. Unzufrieden ist Arnold nur mit einer etwas veraltet wirkenden Arbeit über den marxistischen Kunsthistoriker Konrad Farner. Hier wünscht er sich einige "aktuellere und Farners Erkenntnisse überprüfende Nachgedanken."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.09.2003

Hugo Loetschers "Aufsätze zur literarischen Schweiz" haben Rezensentin Beatrice von Matt rundum überzeugt. Als "weit ausgreifend", "weit zurückreichend", "kunstvoll und farbenreich komponiert" lobt sie den Band, in dem Loetscher, der aus seiner Vorliebe für urbane Literatur keinen Hehl mache, die literarische Schweiz von Platter über Haller, Gessner, Gotthelf, Keller, Hohl, Glauser bis zu Rychner, Farner, Turel, Cendrars, Chappaz einer kritischen Würdigung unterzieht. Loetschers fiktives Interview mit Albrecht von Haller preist sie als "Paradestück", das ebenfalls fiktive Gespräch mit Max Frisch als "ausgeklügelt". Am meisten angetan hat es ihr allerdings der Aufsatz über Friedrich Dürrenmatt, dem Loetscher das fast hundertseitige Kernstück des Bandes gewidmet hat. Bei dem "vielteilig angelegten" Aufsatz stimmt zur Freude Matts "einfach alles": Komposition, Rhythmik und Pointierung, die Schilderung der "traurigen Grotesken" um den verstorbenen Dichter. "Die Dürrenmatt'sche Welt zwischen Konolfingen und Kosmos", urteilt Matt, "dürfte selten einen so kompetenten Interpreten gefunden haben wie hier."
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