Ian Kershaw

Der Hitler-Mythos

Führerkult und Volksmeinung
Cover: Der Hitler-Mythos
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart 1999
ISBN 9783421052858
Broschiert, 396 Seiten, 21,47 EUR

Klappentext

Die Studie des Hitler-Biographen Ian Kershaw in überarbeiteter und erweiterter Form. In den zwanziger Jahren wirkte der Führerkult stabilisierend und integrierend auf die NSDAP - so sehr, daß schließlich die Partei ohne Hitler nicht mehr denkbar war. Anfang der dreißiger Jahre stilisierte er sich dann als politischer Missionar und Prophet, und nach der Machtübernahme zeichnete ihn die Propaganda als Führer des ganzen Volkes, der dynamisch und kraftvoll die nationale Wiedergeburt einleitete.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.03.2000

"Anregend" sei das Buch des bekannten britischen Historikers, schreibt Michael Wildt. Aber der Rezensent weist auch darauf hin, dass es auf einer Studie der siebziger Jahre beruht, die Kershaw 1987 überarbeitet hat. Entsprechend alt sei also der Forschungsstand, den Kershaw in der heute erst vorliegenden Übersetzung präsentiert. Wildt bedauert, dass Kershaw vor allem in der Frage des "Kitts", der die Deutschen mit Hitler verband, nicht in einem aktualisierenden Beitrag auf neuere Thesen eingehe, wie sie zum Beispiel Michael Goldhagen vertritt. Aufschlussreich findet Wildt in Kershaws Argumentation die These von der grundlegenden Trennung von Partei und Führer. Die Hochzeit des Führer-Mythos liege nach Kershaw in den Jahren 1933 bis 38 - und selbst wenn die Partei bei der Mehrheit, die sie 1933 nicht gewählt hatte, oft unbeliebt war, so konnte sie sich doch mit Hitler als einer über die Partei erhabenen Gestalt häufig identifizieren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.02.2000

In einer sehr ausführlichen Rezension erläutert Christoph Jahr vor allem die zentralen Thesen Kershaws, ohne die Stärken oder Schwächen dieses Buches dezidiert aufzulisten. Jedoch ist in seiner Kritik stets deutlich spürbar, wie spannend und plausibel er diese Veröffentlichung eines "der besten Kenner des Nationalsozialismus" findet. So geht er erläuternd auf Kershaws These der "charismatischen Herrschaft" ein, nach der ein "Führer" zwar nahezu übermenschliche Fähigkeiten zu haben scheint, sein Ruhm jedoch gleichzeitig stark von "Erfolgen" abhängig und damit instabil ist. Mit der These, dass Hitlers Beliebtheit in der Bevölkerung weniger im Glauben an eine "rassistisch-imperialistische Weltanschauung" oder an die Partei zu suchen ist, formuliere er zwar eine Antithese zu Goldhagen. Dies mache das Entsetzen über die Akzeptanz der NS-Politik aber "vielleicht noch größer". Jahr weist darauf hin, dass es sich bei dieser Veröffentlichung Kershaws um eine überarbeitete Fassung der bereits 1987 auf Englisch erschiene Studie handelt.